Philosophieren ist ein Denk- und Sprechabenteuer
Das Thema Glück ruft die unterschiedlichsten Assoziationen hervor. Deshalb macht es Spaß mit Kindern auf eine Gedankenreise zu gehen, bei der jeder seine eigenen Glücksbilder in Worte fassen kann.
Philosophieren ist ein Denk- und Sprechabenteuer bei dem es keine richtigen oder falschen Antworten gibt. Es bedeutet nicht, dass ein vorher bestimmtes Wissen weitergegeben wird. Die Erwachsenen haben keine Liste mit Bildungsinhalten, die abgearbeitet werden soll. In einem ergebnisoffenen Prozess entwickelt sich stattdessen vom ersten Impuls an ein spannender Weg, der mit jeder Kleingruppe an einer anderen Gabelung abbiegen kann. Denn die kindlichen Aussagen bestimmen die Richtung.
Mit Fingerspitzengefühl entscheiden die Moderatoren im Verlauf, an welcher Stelle sie einhaken und nachfragen, aber auch wo sie eine ihrer gestellten Fragen umformulieren müssen. Die Zusammenstellung der Kleingruppen will ebenfalls überlegt sein. Altersgemischte Gruppen mit Drei- bis Sechsjährigen haben den Vorteil, dass die jüngeren Kinder von den Aussagen der älteren inspiriert werden bzw. sich auf die Zuhörerrolle beschränken können (und auch dabei etwas mitnehmen).
Dokumentation
Mögliche Gedankenanstöße
Hier eine Sammlung von Gedankenanstößen für die Kinder und Antworten, die bei der praktischen Umsetzung in den Kleingruppen formuliert wurden.
Wie ist das, wenn man glücklich ist?
- Wenn ich glücklich bin, dann bin ich fröhlich, dann könnte ich meine Mama ganz fest umarmen.
- Wenn ich glücklich bin, fühl ich mich so stark wie ein Ritter.
- Wenn ich glücklich bin, könnte ich ein Haus hochheben.
- Wenn ich glücklich bin, geht‘s mir ganz, ganz gut. Da könnte ich explodieren vor Glück.
Wie fühlt sich Glück an?
- Glück ist wie Knete, die ein wenig pappt.
- Glück ist weich, so wie wenn ich in meinem Bett schlaf.
- Glück ist schwabbelig, so wie gelber Schleim in einer Dose.
- Glück ist durchsichtig mit Gold und Silber und weich und warm wie eine Ente oder ein Schaf.
Wie schmeckt Glück?
- Gummibärchen machen mich glücklich.
- Glück ist, wenn es Grießbrei gibt.
- Ich bin glücklich, wenn‘s Essen gibt.
Wie hört es sich an?
- Ich mag es, wenn der Papa das Lied „Moonlight Shadow“ anmacht.
- Glück hört sich an wie das Geraschel der Blätter im Herbst.
- Glück hört sich an wie das Meer. Wie das Meer unter Wasser, wenn der Wasserfall vor mir ist.
- Mein Glücksgeräusch ist, wenn ich mit dem Fußball an die Wand schieß.
- Glück klingt wie Vogelgezwitscher.
Wie riecht es?
- Glück riecht nach Apfel.
- Wenn es nach Pfannkuchen riecht, dann bin ich froh.
- Glück riecht wie Schwimmbad.
Wer macht dich glücklich?
- Meine Mama.
- Mein Hase, wenn ich den streichele.
Wann bist du glücklich?
- Wenn man dachte, das kann man nicht malen und dann kann man es doch, das ist Glück.
- Wenn ich eine echte Polizei sehe, bin ich glücklich.
- Wenn ich Geburtstag hab, dann bin ich auch glücklich. Dann geht‘s mir 100% gut!
Wie sieht Glück aus?
- Glück stell ich mir vor wie ein ganz großes goldenes Viereck.
- Wenn Glück eine Farbe hätte, wäre es aus Gold.
- Das Glück ist grün und sieht aus wie ein großes Dreieck, weil das Glück für mich drei Ecken hat.
- Das Glück ist lila und auf jeden Fall rund, denn das Glück hat keine Zacken.
Was ist kein Glück?
- Frösche machen mich glücklich, wenn sie mich nicht beißen.
- Gespenstergeräusche machen nicht glücklich, aber mir geht‘s gut, wenn ich mit Mama und Papa kuscheln kann.
- Stehlen ist kein Glück.
- Es hört sich nicht so an, wie wenn ein Tiger faucht.
- Anschreien klingt nicht wie Glück.
Bei allen Gesprächen kristallisierten sich Themen heraus, die Kinder glücklich machen.
Unerwartetes kann glücklich machen:
- Wenn man was basteln kann, wo man vorher nicht gedacht hat, dass man das kann, dann ist man glücklich.
- Glück ist, wenn man etwas Verlorengegangenes wiederfindet.
- Wenn man was nicht denken kann und es dann kommt als Überraschung, das ist Glück.
Bewegung macht auch glücklich:
- Ich bin glücklich, wenn ich mit dem Papa Fußball spielen darf.
- Ich war glücklich, wie ich mit der Oma einen Purzelbaum gemacht hab.
- Ich bin glücklich, wenn ich mit dem Philipp spiele und wenn ich beim Fußball schneller renn als er.
Beziehungen machen glücklich:
- Zum Glücklichsein brauche ich die Mama, den Papa, den Jonas und mein Kuschelzebra.
- Glück ist, wenn man nicht alleine ist.
- Glück ist, wenn die Mama ein Gesicht auf die vollgeschneite Autoscheibe neben mir malt.
Genießen macht glücklich:
- Glück schmeckt wie Gemüsesuppe und es ist bestimmt grün.
- Glück hört sich an wie ein Knurren im Bauch.
Singen macht glücklich:
- Wenn ich zu Hause singen kann, dann bin ich glücklich.
- Meine Fußballlieder liebe ich.
- Ich bin glücklich, wenn wir im Kindergarten das Lied von der Affenbande singen.
Geräusche machen glücklich:
- Glück ist es laute Geräusche zu machen, zum Beispiel aufs Bett zu hauen.
- Glück hört sich an, wie wenn eine Katze miaut.
Etwas geschafft haben, macht glücklich:
- Ich bin glücklich, weil ich das Seepferdchen geschafft habe.
- Ich war glücklich, als ich das Tor geschossen habe.
Und außerdem:
- Glück ist, mit der Taschenlampe im Bett zu leuchten.
- Glück ist, wenn man kein Pech hat.
Wie bereits beschrieben, kann mitgeschrieben werden. Die Gedanken der einzelnen Kinder werden im Nachgang zu einer Gesamtaussage gebündelt. Ein Beispielergebnis kann so aussehen:
„Glück ist, wenn jemand zu Besuch kommt. Ich bin glücklich, wenn ich bei meiner Tante in Obersteben bin und wenn die Oma bei uns ist. Ich bin auch glücklich, wenn ich einen echten Hasen streicheln darf. Als Hase wär ich auch glücklich, weil ich dann ganz schnell hüpfen könnte. Ich stell mir das Glück weiß vor, es riecht wie eine Möhre und schmeckt nach Johannisbeeren. Es hört sich an, wie wenn ein Schlüsselbund klingelt, nicht, wie wenn jemand ganz laut schreit.“
Nachbetrachtung in den Morgenkreisen
In den nachfolgenden Stuhlkreisen können die Aussagen der Kinder immer wieder eingestreut und einzelne Themenbereiche noch einmal thematisiert werden. Ziel ist es, die Glücksbringer ins Bewusstsein zu rücken.
Dieses Angebot findet ihr in der Ausgabe „Glück ist, wenn in mir die Sonne scheint“ von Bausteine Kindergarten.
Auch Musik kann glücklich machen. In unserem Beitrag “Singen, Musizieren, Trommelvergnügen” stellen wir euch direkt einsetzbare Praxisideen zum Trommeln mit Alltagsgegenständen und mit Körperinstrumente vor.
Wie ist das bei euch? Philosophiert ihr mit Kindern? Und wenn ja, über welche Dinge sprecht ihr? Schreibt uns gerne eure Erfahrungen, wir freuen uns über euer Feedback.
Viele Grüße
Eure Redaktion von
BAUSTEiNE KiNDERGARTEN
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