Digitale Medien sind Teil der frühen Bildung in Kitas. Warum unsere Kolumnistin Jasmin Block das so sieht, begründet sie in ihrer zweiten Kolumne „Kinder ans Tablet! Echt jetzt?”.
Medienkindheit
Es ist nur ein einziges Wort. Und es drückt exakt aus, was heute normal ist: Kinder kommen von Anfang an mit Medien in Berührung. Auch mit den digitalen. Das bewerten wir nicht uneingeschränkt als positiv – oder geht es Dir anders? Und was leitest Du aus pädagogischer Sicht daraus ab?
Das ist keine rhetorische Frage! Deine Antwort interessiert mich sehr, denn es gibt zwei Lager unter den Fachkräften. Beide gehen mit dieser Wirklichkeit unterschiedlich um. Während „Team Contra“ der Meinung ist, wenigstens die Kita sollte eine medienfreie Zone bleiben, befürwortet „Team Pro“ die frühe Medienbildung von Kita-Kindern.
Eine Frage der Haltung
In welchem „Team“ Du spielst, ist eng mit Deiner Einstellung verbunden. Die entsprechenden Überzeugungen hast Du teils in Deiner persönlichen, teils in Deiner beruflichen Laufbahn erworben. Auf dieser Basis reflektierst und beurteilst Du Medien in Kinderhand. Und im Endeffekt ist ausschlaggebend, welche Vorstellung Du von gelingender frühpädagogischer Arbeit hast.
Kennst Du den? „Immer, wenn ein Kind vor dem Smartphone sitzt, stirbt auf einem Baum ein Abenteuer!“ Höre ich oft. Und finde ich gut – obwohl ich ganz klar im „Team Pro“ bin. Dieser Spruch hilft nämlich wunderbar, die Chancen und Risiken digitaler Medien zu beleuchten. Nicht auszudenken, sinnliche Erfahrungen durch glatte Bildschirme zu ersetzen!
Medien sind Werkzeuge
Aktivität, Ganzheitlichkeit, gemeinsame Erlebnisse – das verbinden wir mit früher Bildung in der Kita. Und ja, auch Medienbildung kann diesen Charakter haben. Wenn Kinder gemeinsam eine Bilderbuchgeschichte erfinden und digital umsetzen, mit dem digitalen Mikroskop forschend im Dickicht wühlen oder gekonnt über ihre Medienhelden philosophieren – dann ist nichts daran passiv.
Und bei den Aktivitäten geht es auch nicht um die digitalen Geräte. Diese dienen nur als Werkzeuge: hernehmen, damit arbeiten, weglegen. Die Kinder stehen im Mittelpunkt, ihre Interessen. Die Bedeutungen, die sie den Dingen zuschreiben. Und das Lernen, das in ihnen stattfindet, wenn sie die neuen Medien für ihre Zwecke einsetzen.
Medienkompetenz für alle
Sollen wir jetzt das Tablet feiern? Das wäre zu kurz gegriffen. Wir feiern lieber den Prozess: Wenn sich die Kinder eigenaktiv auf den Weg machen, ko-konstruktiv Neues entdecken und neben anderen Kompetenzen auch noch Fähigkeiten im Umgang mit moderner Technik erwerben, ist das irgendwie schon eine kleine, innere Party wert.
Wozu das alles? Weil wir im 21. Jahrhundert medienkompetente Menschen brauchen, die die Digitalisierung für ihre Ziele nutzen können. Die Art und Weise, wie wir leben und arbeiten, verändert sich und durchdringt alle Lebensbereiche. Zugänge zu Bildung und gesellschaftlicher Teilhabe werden zunehmend digital.
Deshalb spiele ich im „Team Pro“. Weil frühe Medienbildung hilft, ungleichen Bildungschancen entgegenzutreten. Wir schützen die Kinder vor unkritischem, passivem Medienkonsum, wenn wir sie aktivieren und in ihrer Medienkindheit verantwortungsvoll begleiten.
Was denkst Du darüber?
Deine Jasmin Block
In der ersten Kolumne von Jasmin Block „Total digital! Auch in der Kita?“ stell die Autorin das Für und Wider der Digitalisierung in der Kita dar.
