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Was ist Coaching?

Was ist Coaching?
© chrupka – Adobe Stock

In unserer neuen Kolumne „Ein ❤️ für Kita-Coaching“ von Andrea Höddinghaus dreht sich alles um die Fragen „Was ist Coaching überhaupt?“ und noch viel wichtiger „Was kann Coaching im Kita-Kontext überhaupt leisten?“. Unsere Kolumnistin berichte von ihren Erfahrungen aus der Kita-Praxis und stellt Hintergrundinformationen und Definitionen vor.  

 

Kommunikation und so …

„Ich bin echt nicht mehr die richtige für diesen Job“, erzählte mir eine erfahrenen Kita-Leitungskraft vor einiger Zeit. „Mir macht mein Job eigentlich Spaß, aber diese ständigen Entscheidungen … und jetzt kommen da auch noch junge Nachwuchskräfte (Anm.: sie meint Generation Y und Z), die stellen Anforderungen …, das würde ich mich ja heute noch nicht trauen. Wie soll ich denen denn gerecht werden? Würdest Du dazu bitte mal mein Team coachen? Kommunikation und so …“?

 Für Kita-Führungs- und Leitungskräfte und de­ren Teams hält der Alltag ständig neue Her­ausforderungen bereit, sie streben selbst eine Entwicklung an, wünschen sich eine (Verhal­tens-)Veränderung oder Weiterentwicklung, auch im Team.

Eine mögliche Option, für das Bearbeiten die­ser Herausforderungen und Wünsche ist: Coaching!

Wer schreibt hier – und was kann Coaching (nicht)?

Ich bin Andrea Höddinghaus, zertifizierte sys­temische Coachin, mit über 20 Jahren Füh­rungserfahrung in der freien Wirtschaft. Seit einigen Jahren arbeite ich auch mit Organisati­onen und Menschen im Kita-Kontext zusam­men. Als Autorin habe ich die aktuelle Ausgabe der Reihe „Bausteine Kita Leitung und Team gestaltet. Ab August 2023, werde ich an dieser Stelle hier, monatlich Infos, Inhalte und Hinter­grundwissen, rund um das Thema „Coaching“, im Kita-Kontext mit Euch teilen. So könnt Ihr Euch einen guten Überblick verschaffen, was Coaching überhaupt ist, was es für Dich, Dein Team oder eine Kita leisten kann. Oder eben auch nicht.

Wir wünschen uns sicher alle auch einmal die Möglichkeit, unser Problem einem Coach auf den Tisch zu legen und zu sagen: „Hier – das ist mein Problem. Bitte lös das mal eben schnell für mich. Du bist der Coach, Du kannst das ja.“ Und dann gehen wir und holen die Lösung ab, wenn sie fertig ist. Wie bei einem Kleid mit einem Fleck, dass wir in die Reinigung bringen. Spoiler-Alarm: So funktioniert Coaching nicht.

Also, was ist Coaching überhaupt?

Auf dem Markt finden sich dafür viele unter­schiedliche und kreative Definitionen. Der Satz (und die ständige Wiederholung desselben), dass „Coaching“ kein geschützter Begriff ist, hast Du sicher auch schon gehört. Das macht die Sache leider nicht besser und für Interes­sierte auch nicht einfacher.

In Deutschland gibt es seriöse Ausbildungs­möglichkeiten und auch Berufsverbände, de­nen „Coach“ sich anschließen kann, um nach­zuweisen, dass eine entsprechende Ausbildung absolviert, sich einer Prüfung gestellt wurde und Qualitätsstandards gehalten werden. Es gibt auch einen neuen MBA-Studiengang „Coaching und New Work“, an der RSH in Ber­lin. Also, wenn „Coach“ will und es den Coa­ches und Interessierten wichtig ist, gibt es Möglichkeiten, Professionalität und Seriosität zu belegen. Darauf solltest Du achten, wenn Du an Coaching interessiert bist.

Ist Coaching vielleicht auch nur ein Trendwort, oder eine Marketingstrategie, die gerade ange­sagt sind?

Coachen – Beraten – Trainieren

Nur weil ein Begriff nicht geschützt ist, muss man diesen ja auch nicht gleich ausnutzen. Aber, es passiert natürlich. Absichtlich, unab­sichtlich und oft auch unnötig. Gerade eben habe ich auf Insta ein Profil einer Profisportle­rin gesehen, mit richtig guter, seriöser Ausbil­dung zur Trainerin und zur zertifizierten Ernährungs-Beraterin. So steht es auf ihren Urkunden, die auf dem Profil zu sehen sind. Sie bezeichnet sich selbst dann aber als Ernährungs-Coach. Unlogisch, oder? Finde ich auch. Die Bezeichnungen stimmen doch mit ih­rer Qualifikation gar nicht überein. Der Begriff scheint also ein attraktives Marketing-Instru­ment zu sein, mit dem potenzielle Kunden ge­wonnen werden können.

Orientierung

Ein paar Grundlagen zum Start: Coaching (Einzelcoaching) ist eine professio­nelle Begleitung einer Person durch einen Coach, über einen definierten Zeitraum, die sich selbst und freiwillig auf den Weg macht, Impulse, Ideen, Antworten und Lösungen für eine Frage, ein Anliegen zu finden oder selbst zu entwickeln. Anlass für ein Coaching kann auch der Wunsch zu einer Verhaltensverände­rung sein, eine Entscheidungsfindung oder ein individueller Reflexionsprozess wird ange­strebt. Darüber hinaus gibt es Teamcoachings, bei denen eine Kombination aus individualpsy­chologischen Elementen mit gruppendynami­schen Aspekten im Coaching-Prozess kombi­niert werden. Coaches haben die Verantwor­tung für den gesamten Coaching-Prozess und stellen die Voraussetzungen, den professionel­len Rahmen und den Ablauf sicher. Die Coa­chees (so nennt man die Personen, die ein Coaching in Anspruch nehmen) haben die Ver­antwortung für alle Inhalte, die sie einbringen und für ihre freiwillige und aktive Mitarbeit. Dazu echtes Interesse an sich selbst und den eigenen Themen arbeiten zu wollen.

Woran Du professionelles Coaching erkennst

Wichtige Merkmale für ein professionelles Coaching sind zum Beispiel transparente Pro­zesse. Vom Angebot bis zur Rechnung, klare Kommunikationswege, besonders, wenn die Coachees nicht die Auftraggebenden sind (Ver­einbarung zwischen Organisation/Kita, Coach und Coachees) oder der Umgang mit Ver­schwiegenheit. Eine Zieldefinition und Möglich­keiten zur Messbarkeit des Coachingerfolgs bil­den ebenfalls Grundlagen eines Coachings. Ein erstes Gespräch zum Kennenlernen und Ab­stimmen des Prozesses sollte geführt werden. Stell Dir vor, die Chemie zwischen Dir und Dei­nem Coach stimmt nicht … Hier braucht es eine Möglichkeit zur einfachen Absage, ohne dass es für Dich Konsequenzen gibt. Auch professionelle Coaches wissen, wann ein Auftrag nicht angenommen wird.

Also dann, was ist Coaching nicht?

Coaching ist kein Training, da im Training ge­zielte Methoden und Abläufe in einem Bereich erlernt, „trainiert“ werden (z.B. Zeitmanage­ment oder Kommunikation in der Kita) und da­bei nicht unbedingt die individuellen Bedürf­nisse des Klienten im Fokus stehen.

Coaching ist keine Beratung, da Berater und Beraterinnen dafür Fachwissen in spezifischen Bereichen haben müssen. Ein Unternehmens-berater hat z.B. betriebswirtschaftliches Exper­tenwissen, um eine Organisation fachlich bera­ten zu können. Eine Organisation, eine Kita kauft sich dieses Wissen extern zu, erhält dadurch Ratschläge, Hinweise und Tipps zur Umsetzung im Kita-Alltag.

Coaching ist auch kein Mentoring. Mentorin­nen und Mentoren sind erfahrene, Rat ge­bende Personen (z.B. Kita-Leitungen), häufig im Unternehmenskontext, die an unerfahre­nere Personen (Mentees/z.B. Kita-Fachkräfte) fachliches Wissen und ihre Erfahrung weiterge­ben.

Coaching ist keine Therapie, da es hierfür entsprechend ausgebildete Berufsgruppen (Ärzte/Therapeuten) gibt. Coaching richtet sich an gesunde Menschen und ist auch kein The­rapieersatz.

Bei allen Unterscheidungen kann es sein, dass in einem Coaching-Prozess Teile aus den ande­ren Bereichen vorkommen, eingesetzt werden und hilfreich sein können. Auch das zeichnet dann gute Coaches aus: Sie sind über das reine Coaching-Wissen hinaus gebildet, kennen die Grenzen genau, sind in der Lage diese zu wahren und im Coaching-Prozess auch zu kennzeichnen. So weißt Du jederzeit, wo Du dran bist.

Und (Kita-)Supervision?

Die kurz und knackig Version: Coaching und Supervision liegen nah beieinander. Ursprünglich wird eine Supervision von Berufsgruppen, von „Beziehungsarbeitern“, in Anspruch genommen, die mit Menschen arbeiten – z.B. Therapeuten, Erzieher- und Erzieherinnen und Sozialarbeitern, um in einer Supervision Fälle aus ihrer Praxis zu reflektieren und Rückmeldungen von Supervisoren zu bekommen. Inzwischen beschränkt sich Su­pervision aber nicht mehr auf eine bestimmte Zielgruppe. Auch Coaches nutzen Supervision, um ihr Spektrum zu erweitern. Der Begriff Coaching findet sich hingegen häufig eher im Management, in Unternehmens- und Organisa­tionskontext wieder.

Das Anliegen der Leitungskraft („ich bin nicht die richtige für diesen Job …“) haben wir inzwischen auch bearbeitet. Nicht in einer Team-Entwicklung zum Thema Kommunikation in der Kita. Sondern sie für sich in einem Einzelcoaching.

Was ist Dir wichtig?

Wenn Du für Dich, Deinen Kita-Alltag, oder auch privat, auf der Suche nach Unterstützung bist, hör in Dich rein. Welches der beschriebe­nen Angebote passt am besten? Coaching? Dann check die Basis und die Kriterien, die für Dich wichtig sind.

„Folge Deinem Herzen – aber vergiss nicht, Dein Hirn mitzunehmen.“
(Zitat von A. Adler/ Arzt/Psychotherapeut)

Kolumnistin Andrea Höddinghaus

Andrea Höddinghaus ist zertifizierte sys­temische Coachin und begleitet Führungskräfte- und Team-Coachings im Kita-Kontext.

Autorin Andrea Höddinghaus

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