Typen des Mehrspracherwerbs und die wichtigsten Meilensteine
Viele Kinder, die eine Kita besuchen, wachsen mittlerweile mehrsprachig auf. Um ihre sprachliche Entwicklung bestmöglich zu unterstützen, haben wir die wichtigsten Informationen für Erzieher/-innen für euch zusammen gefasst.
Welche Typen des Mehrspracherwerbs gibt es?
Ein wichtiger Faktor des Mehrspracherwerbs ist der Zeitpunkt, an dem die Kinder das erste Mal mit der deutschen Sprache in Kontakt gekommen sind.
Doppelter oder mehrsprachiger Erstspracherwerb
- Kinder kommen in den ersten zwei Lebensjahren mit der deutschen Sprache in Kontakt
- beide Sprachen werden parallel erworben
- Sprachen können unterschiedlich dominant sein
- Kinder können Sprachen voneinander trennen, wechseln aber manchmal zwischen den Sprachen
Früher sukzessiv-bilingualer Spracherwerb
- Kinder kommen im Alter von 2,0 – 3,11 Jahren mit der deutschen Sprache in Kontakt
- verfügen über Sprachwissen in ihrer Muttersprache
- häufig zuerst einen geringeren Wortschatz als einsprachig aufwachsende Kinder
Kindlicher Zweitspracherwerb
- Kinder erlernen Sprache zwischen 4,0-9,11 Jahren
- Wortschatz und Grammatik in der Herkunftssprache sind gefestigt
- grammatikalische Strukturen in der deutschen Sprache werden anders befestigt
- die Grammatik der Muttersprache wird oftmals auch auf die deutsche Sprache angewendet
Erwachsener Zweitspracherwerb
- findet ab dem 11. Lebensjahr statt
- Erstsprache und Betonung sind gefestigt
- häufig kommt es auch in der Grammatik zur Übertragung der Muttersprache
Die wichtigsten Meilensteine im Mehrspracherwerb
Ebenso wie beim Erstspracherwerb gibt es auch beim Mehrspracherwerb Meilensteine, die die Kinder durchlaufen. Natürlich hat hier jedes Kind sein eigenes Tempo. Für Fachkräfte ist dieses Hintergrundwissen notwendig, um die sprachliche Entwicklung der Kinder richtig einschätzen zu können und entsprechend zu reagieren.
- Kinder verwenden besonders in der Anfangszeit ihre Muttersprache, merken aber schnell, dass ihr Gegenüber nicht reagiert und diese nicht versteht.
- Viele Kinder kommen dann in die Phase der “schweigenden Beobachtung”. Sie versuchen die Laute der Umgebung zu analysieren und zudem ihnen schon bekannte Wörter heraus zu hören. In dieser Phase kommunizieren die Kinder in erster Linie nonverbal.
- Danach lernen die Kinder die ersten Wörter (vor allem Nomen und Verben) und setzen diese aktiv ein. Grundsätzlich gilt, dass der passive Wortschatz und demzufolge das Sprachverständnis weitaus umfangreicher ist als der aktive Wortschatz.
- Je nach Quantität und Qualität des Sprachangebots nimmt der Wortschatz zu. Die Kinder wenden Mehrwortäußerungen und auch Phrasen an (schlafen gehen, Hände waschen,…)
- Wenn der Wortschatz ca. 50 Wörter umfasst, beginnt das schnelle Wortschatzlernen.
- Die Kinder bilden einfache Hauptsätze, die aber besonders im Bereich Grammatik (Satzbau, Artikel, Zeitform, Präpositionen,…) noch fehlerhaft sind.
- Erst danach wenden Kinder Nebensätze an.
Wir hoffen, dass Du als Erzieher/-in einiges aus dieser Übersicht für die Arbeit im Kindergarten mitnehmen kannst. Sie stammt aus dem BAUSTEiNE KiNDERGARTEN Heft “Bildungsprozesse leben und gestalten – Teil 2”, geschrieben von Ulrike Blucha und Iris Knauf.
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