Kinder, Kitas und Gruppen mit Kleinkindern
Der Stellenwert und die Wichtigkeit einer gelungenen Eingewöhnung in die Kita sollte in den vergangenen Jahren für die allermeisten Kitas im Land deutlich geworden sein und sich auch in der Kita-Konzeption – aber vor allem auch im Alltag – widerspiegeln.
In den meisten Kitas ist das Berliner Eingewöhnungsmodell als Eingewöhnungsmodell weit verbreitet. Wir möchten Dir heute aber noch drei andere Eingewöhnungsmodelle erläutern, die noch nicht so bekannt sind und vielleicht den ein oder anderen zum Nachdenken anregen.
Münchener Eingewöhnungsmodell
Im Vergleich zum Berliner Eingewöhnungsmodell richtet sich im Münchener Modell der Blick stärker auf die Kindergruppe, die Räume, und die Gestaltung des Alltags in der Kita. Das Kind wird als Akteur seiner eigenen Eingewöhnung angesehen, das den Übergang mitgestaltet und aktiv bewältigt. Bereits in den ersten Besuchsstunden soll die gesamte Kita mit ihren Abläufe, Räumen und Personen kennen gelernt werden.
Im Münchener Eingewöhnungsmodell ist die Rolle der Bezugsfachkraft weniger stark betont – das Kind kann zu mehreren Mitarbeiter/-innen eine Beziehung aufbauen. Auch die Kindergruppe spielt eine zentrale Rolle. Andere Kinder können dem neuen Kind bei der Eingewöhnung “helfen”, auch indem sie zeigen, dass die Kita ein schöner Ort ist und alle Kinder hier eine gute Zeit verbringen.
Auch Raum und Materialien sollen dem Kind Anreize bieten, den Aufenthalt in der Kita als reizvoll zu erleben und sich hier gerne aufzuhalten. Das Explorationsverhalten soll angeregt werden, damit der Übergang möglichst vom Kind erwünscht ist und eventuell sogar von ihm initiiert wird.
Das Münchener Eingewöhnungsmodell gliedert sich in fünf Phasen von Vorbereitung über Kennenlernen, Sicherheit gewinnen und Vertrauen aufbauen hin zu einer gemeinsamen Auswertung.

Eingewöhnung in der Peer-Gruppe
Dieses Modell der Eingewöhnung geht davon aus, dass andere Kinder bei der Eingewöhnung als Unterstützungsressource genutzt werden können. Als Peer generell wird eine Gruppe von Kindern bezeichnet, die ungefähr gleichaltrig und auf einem ähnlichen kognitiven und emotionalen Entwicklungsstand sind.
Bei diesem Modell wird davon ausgegangen, dass ein ebenbürtiges Miteinander in der Peer-Gruppe die Kinder besser in der Eingewöhnung unterstützen kann als die asymmetrische Begleitung durch Erwachsene.
Kinder können bereits gegen Ende des ersten Lebensjahres als soziale Interaktionspartner im Rahmen einer Peer-Gruppe agieren und somit nicht nur Peer-Kontakte aufbauen, sondern auch emotionale Themen untereinander behandeln und im Spiel bearbeiten.
Für die Umsetzung ist es nötig, dass sich das gesamte Team der Kita mit dem Thema auseinandersetzt, da dieses auf unterschiedlichen Ebenen Auswirkungen auf den pädagogischen Alltag der Kita hat. Im Idealfall werden über diese neue Art der Eingewöhnung auch alle anderen Kinder und Eltern informiert.
Die Eingewöhnung verläuft dann in Gruppen von 3-4 Kindern (etwa 1-Jährige) und 4-5 Kindern (etwa 2-Jährige und ältere Kinder). Als grobe Orientierung kann man sagen, dass etwa nach vier Wochen die nächste Peer-Gruppe mit der Eingewöhnung starten kann.
Partizipatorisches Eingewöhnungsmodell
In einem partizipatorischen Eingewöhnungsmodell nimmt man grundsätzlich an, dass sowohl das Kind als auch die Eltern, die Einrichtung, die Räume, die Alltagsstrukturen, die Fachkräfte und die anderen Kinder mit ihren Familien gut kennenlernen möchten, um diesen zunächst neuen und fremden Ort zu einem vertrauten Ort zu machen.
Eine gegenseitige Kennenlernphase, die von Kind und Bezugsperson als angenehm und einladend empfunden wird, ermöglicht ein entspanntes Ankommen und eine sanfte Möglichkeit, die Menschen und die neue Umgebung kennenzulernen und Sicherheit zu gewinnen.
Die pädagogischen Fachkräfte können über wahrnehmendes Beobachten und achtsame Dialoge mit der Primärbezugsperson in der Kennenlernphase sowohl das Kind als auch die Familie mit ihren Wünschen, Einstellungen und Bedürfnissen kennenlernen. Es sind auch hier vor allem die Peer-Kontakte, die die Kita zu einem besonderen Ort für Kinder machen.
Ein Trennung von den Bezugspersonen ist dann zumutbar, wenn die Kinder die neue Umgebung als einen neuen, sicheren und im besten Fall auch freudvollen Ort für sich angenommen haben: Wenn sie in positiven Kontakt gehen mit Fachkräften, den anderen Kindern und den Räumen und Materialien.
Wichtig ist, dass die Eltern und das Kind über den Zeitpunkt der ersten Trennung aktiv mitentscheiden. Die Eltern werden in einem gemeinsamen Gespräch gefragt, ob sie bereit sind, sich von ihrem Kind zu trennen. Die muss von ihnen eindeutig bejaht werden, denn erst, wenn sie Vertrauen zu den Fachkräften aufgebaut haben, kann es auch ihrem Kind gelingen, dies zu tun.
Durch die wahrnehmende Beobachtung bestimmter Kriterien beim Kind, kann eingeschätzt werden, ob das Kind für eine Trennung bereit zu sein scheint.
Wie ist Deine Erfahrung mit der Eingewöhnung
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BAUSTEiNE KiNDERGARTEN