Im neuen Teil unserer Kolumne „In der Krippe ist was los“ stellt Eva Danner abwechslungsreiche und leicht umzusetzende Praxistipps für die alltagsintegrierte Sprachbildung in der Krippe vor.
Sprich mit mir!
Sprache ist unser primäres Kommunikationsmittel, in Kombination mit Gestik und Mimik und in der Krippe unerlässlich. Die Kinder schauen uns an, analysieren unseren Gesichtsausdruck und nehmen die Emotionen wahr, die im Gesagten mitschwingen. Jeder von uns weiß wie unterschiedlich die Sprachentwicklung verlaufen kann. Manche Kinder sprechen sehr früh, bei anderen dauert es länger – ganz unterschiedlich und individuell. Was alle Kinder jedoch möchten, ist es angesprochen zu werden, im Sinne von: „Zeig mir, dass du mich siehst!“ Sie möchten wahrgenommen und wertgeschätzt werden, so wie wir Erwachsenen auch.
Sprache im Alltag
Direkte Ansprache, sprachliche Begleitung unserer Handlungen und Abläufe, sowie die konkrete Interaktion mit der Gruppe und dem Einzelnen, sind ständige Begleiter unseres Alltags. Höre zu. Nimm Dir Zeit. Sei aufmerksam und Dir Deiner Vorbildfunktion jederzeit bewusst. Gehe auf Augenhöhe mit den Kindern und spreche wertschätzend mit ihnen. Benenne Dinge und rege die Kleinen dazu an, sich sprachlich zu erproben. Fördere die Sprechfreude der Kinder, wann immer sich die Möglichkeit dazu bietet. Frage nach, zeige Interesse, gebe den Kindern Rückmeldung auf ihr Handeln oder was Du gerade beobachtet hast, schaffe Gesprächsanlässe. Wenn ein Kind fragt: „Frühstücken gehen?“ kannst Du den Satz vervollständigen und antworten: „Ja, wir gehen jetzt frühstücken!“ Verwende das korrektive Feedback, in dem Du beispielsweise auf die Aussage: „Ich habe Brot geesst!“ antworten: „Stimmt. Du hast eine Scheibe Brot gegessen!“ Auf diese Weise fühlen sich die Kinder verstanden und wertgeschätzt und hören zusätzlich die korrekte Sprechweise ohne das Gefühl zu haben, kritisiert zu werden.
Sprachanregende Umgebung
Die Räume der Krippe sollten so gestaltet sein, dass sie Möglichkeiten schaffen, um sprachlich aktiv werden zu können. Dies bedeutet eine ansprechende, übersichtliche Gestaltung, ohne überladen zu sein. Beziehe die Kinder bei der Raumgestaltung so weit wie möglich mit ein. Beobachte die Kinder, ihre Interessen und Vorlieben, und wähle dementsprechend Materialien und Spielbereiche aus. Alltagsmaterialien im Rollenspielbereich bieten Möglichkeiten zur Wortschatzerweiterung und Begriffsbildung. Dies kann in verschiedenen „Spiel- und Lernfeldern“ erfolgen: Beispielsweise im Bereich „Hygiene und Gesundheit“ kannst Du den Kleinen Alltagsmaterialien wie leere Cremedosen, Windeln, Puppen, Handtücher, Wickelunterlagen etc. zur Verfügung stellen. Im Bereich „Ernährung“ können dies Geschirr, Besteck, Küchengeräte, Lebensmittelverpackungen und Ähnliches sein. Auch Bilderbücher sollten immer ausreichend vorhanden sein.
Sprachanregende Angebote
Zusätzlich kannst Du Sie Impulse anbieten, welche zum Mitsprechen anregen und dazu animieren, die eigene Stimme auszuprobieren und kennenzulernen. Dies kann in Form von Finger- und Bewegungsspielen, Reimen, Sprechversen, Liedern und Geschichten erfolgen. Setze Deine Stimme gezielt ein und zeige den Kindern deren Einsatzmöglichkeiten. Spreche je nach Anlass leise oder laut, langsam oder schnell, hoch oder tief. Achte auf die Betonung und vermittele Freude am Sprechen. Entweder im Morgenkreis wenn alle anwesend sind, in Kleingruppen oder mit einzelnen Kindern, beispielsweise während des Wickelns oder bei einem Kniereiterspiel. Auch der Einsatz von Handpuppen schafft Anlässe, um miteinander ins Gespräch zu kommen und die Kleinen zum Sprechen anzuregen. Die Möglichkeiten sind vielfältig und bieten unzählige Momente im Alltag, um Sprache erproben und verbessern zu können.
Sprich mit mir und ich sprech mit dir!
Es ist immer wieder toll mitzuerleben, wie sich die Sprache unserer Jüngsten entwickelt. Wenn sie zum ersten Mal ein Wort sprechen oder sie plötzlich neue Wörter verwenden. Manchmal hat man das Gefühl, sie haben über Nacht unzählige neue Wörter in sich aufgenommen, die sie am nächsten Tag zum Einsatz bringen. Das Selbstwertgefühl der Kinder steigt, wenn sie feststellen, dass sie verstanden werden und sich sprachlich mitteilen können. Jeden Einzelnen auf seinem individuellen, sprachlichen Weg zu begleiten ist für uns Fachkräfte immer wieder eine Herausforderung, aber auch ein Privileg, dessen wir uns bewusst sein sollten.
Eva Danner ist staatlich anerkannte Erzieherin und arbeite seit vielen Jahren in der Krippe. Weiterhin ist sie seit langem als Autorin tätig und hat bereits eine Vielzahl an Fachliteratur, Praxishilfen für die pädagogische Arbeit mit Kindern und diverse Kreativbücher veröffentlicht.

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- Unsere Kita ist ein Wohlfühlhaus (BAUSTEiNE KiNDERGARTEN)
- Ich bin ich und du bist du (BAUSTEiNE KiNDERGARTEN)
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Ideen für die Kleinsten
Wir stellen Dir praxiserprobte Projekte vor und versorgen Dich mit Liedern, Fingerspielen, Bastelanregungen und direkt anwendbaren Praxistipps, die speziell für die 1- bis 3-Jährigen konzipiert sind.