Ausreichend Bewegung ist im Kindesalter unabdingbar, wenn es um ganzheitliche Förderung geht. Aber hierfür fehlt es oft an Platz, Mitteln und Personal. Es gibt Zeiten, in welchen jede Einrichtung diesbezüglich vor Herausforderungen gestellt wird. Die Pandemie hat uns in unserer Bewegung sehr eingeschränkt. Vor allem der Kitaalltag hat viel Potenzial zur Bewegungs- und somit zur ganzheitlichen Förderung einbüßen müssen, was sich auf die kindliche Entwicklung auswirkt. Wie es gelingen kann, Bewegungsförderung im Kindergarten in den Alltag zu integrieren, stellen wir Dir in diesem Beitrag vor.
Möglichkeiten der Bewegungsförderung
Bewegung bedeutet nicht gleich Sport. Wenn man einmal „definiert“ hat, was Bewegung und was Sport ist, ist es viel leichter, sich einen bewegten Alltag in der Kita vorzustellen.
Bewegung ist zum Beispiel, dass man zu Fuß oder mit dem Rad in die Einrichtung kommt, dass man die Treppe nimmt, anstatt den Aufzug etc. Für den Kitaalltag könnte das bedeuten, dass man die Puzzleteile oder Memory®karten auf zwei Tischen verteilt, so müssen die Kinder aufstehen und zu den Tischen laufen, um das Spiel zu spielen oder das Puzzle fertigzustellen. Das hilft zum einen dabei, dass sich gar nicht erst so viel Energie anstaut und zum anderen, fördert es die Merkfähigkeit, Konzentrationsfähigkeit und die Motivation der Kinder. Durch leichtes Abwandeln alt bekannter Spiele, werden diese wieder interessant. Darüber hinaus, wirkt es sich auch auf die Kreativität der Kinder aus, sowie auf die Fähigkeit, Lösungen für Probleme zu finden, da sie nicht starr an die Regeln gebunden sind. Sie lernen sozusagen, über den Tellerrand zu schauen. Sie können hier auch verschiedene Orte wählen, an welchen Sie Spielkärtchen oder Puzzleteile ablegen, um verschiedene Bewegungsformen zu nutzen, z.B. liegen die einen Karten unter dem, die anderen auf dem Tisch.
Anpassung der Bewegungsformen
Je nach Situation in der Gruppe, können die Bewegungsformen angepasst werden; sind viele Kinder da und es ist eh schon ein wenig turbulent, wählt man eher ruhige Bewegungen, wie extra kleine oder große Schritte, krabbeln, rückwärts laufen, schleichen, auf Zehenspitzen oder auf den Fersen gehen. Ist es in der Gruppe gerade etwas ruhiger, können dynamischere Bewegungen gewählt werden, jede mögliche Form des Hüpfens zum Beispiel. Hiermit kannst Du auch individuell auf das Alter und den Entwicklungsstand der Kinder eingehen. Das Aufräumen von Brettspielen, Puzzles und anderem Spielzeug könnte so nebenbei auch gleichzeitig ein Bewegungsangebot werden. Diese Ideen können bei einem Elternabend aufgezeigt werden.
Bewegungslandschaften
Innerhalb von Bewegungslandschaften können Kinder sich einmal so richtig austoben. Bewegungslandschaften sind bereits aufgebaute „Stationen“. Meist assoziieren die Kinder Themen in die Aufbauten hinein, z.B. das Piratenschiff, Flugzeug, die Rakete, den Dschungel oder was sie sonst gerade interessiert.
Sie können hierbei Fähigkeiten und Eigenschaften festigen, sich etwas Neues zutrauen, eine neue Idee haben wie das Gebaute bespielt oder umgebaut werden kann und in verschiedene Rollen schlüpfen. Die Landschaften können mit Turnmaterial oder Möbeln aus dem Gruppenraum aufgebaut werden. Tische, Stühle, Bänke, Podeste, Matten, Polster, Soft-Bausteine, Kissen und Decken eignen sich hervorragend.
Bewegungsbaustellen
Basierend auf den Bedürfnissen der Kinder haben Bewegungsbaustellen einen hohen Motivationscharakter. Denn hier sind die Kinder frei in ihrem Handeln.
Sie können das tun, bauen, spielen was sie wollen. (Sicherheitsaspekte werden hierbei natürlich beachtet). Materialien sind in der Regel Alltagsmaterialien, wie Getränkekisten, Autoreifen, Bretter o.Ä. Draußen ist eine Bewegungsbaustelle meist besser zu gestalten. In Räumen werden ebenfalls Materialien benutzt, die ihres Zweckes bezüglich flexibel sind, Polster, Bänke, Matten etc. Hierzu können ebenfalls Bretter zur Verfügung gestellt werden, aber auch Alltagsmaterial, wie Klo- und Küchenrollen, Joghurtbecher, Dosen, Eimer, Bälle, Zeitungen, Seile, Klammern, Kisten und alles was zum Bauen dient (und nicht die Sicherheit der Kinder gefährdet!).
Die Kinder beginnen mit dem Ziel, etwas zu bauen und entwickeln während dessen neue Ideen und finden Lösungen für Probleme. Für eine Bewegungsbaustelle sollte im Idealfall gewährleistet werden, dass die gebauten Sachen stehen bleiben können wie die Kinder sie verlassen, damit sie ihre Idee am Nachmittag, spätestens am nächsten Morgen weiterentwickeln können.

Bewegungsgeschichten
Bewegungsgeschichten helfen dabei auch förderintensive Themen zu behandeln. Spielerisch und mit viel Fantasie bewegen sich die Kinder in einer anderen Welt und schlüpfen in andere Rollen. Somit ist es einfacher einen Zugang zu Problemen zu bekommen, welche den Kindern Situationen erschweren. Z.B. kann ein 6-jähriges Kind noch nicht auf einem Bein hüpfen, was bei der Schuleingangsuntersuchung angemerkt würde. Während einer Bewegungsgeschichte durch den Dschungel muss es über Wackelbrücken laufen, einen Fluss mithilfe von Steinen überqueren, eine Palme oder einen Berg hinaufklettern, möglicherweise springt es Stück für Stück den Berg auf der anderen Seite wieder hinunter und muss sich durchs Dickicht zum Schatz durchkämpfen. All diese „Aufgaben“ sprechen die Kraft in den Beinen an ohne sie offiziell zu trainieren.
Bewegungsspiele
Bewegungsspiele können helfen Inhalte von gewissen Themen, z.B. Verkehrssicherheit, Sprache, Zahlen etc. zu erklären. Beim Spiel „Feuer – Wasser – Sturm“ wird das Reaktionsvermögen geschult, welches für ein sicheres Verhalten im Verkehr von großer Bedeutung ist. Spiele wie „Fischer, welche Fahne weht heute“ sprechen Geschwindigkeit, Ausdauer und je nach Variation auch Kooperationsvermögen an. Mannschaftsspiele wie Völkerball sprechen sehr viele Bereiche des Körpers an; Fangen und Werfen die Hand-Auge-Koordination, die Koordination des Körpers, gelenkig und wendig sein, Ausdauer, Frustrationstoleranz, aufmerksam sein, sich konzentrieren, Stärken anderer erkennen sowie die eigenen, Körperspannung und sie beanspruchen nahezu alle Muskelpartien. Je nach Schwerpunkt werden in Einheiten freie und angeleitete Bewegungsaufgaben bzw. Impulse eingeplant. So üben die Kinder, Gehörtes umzusetzen.
Kooperative Spiele
In den Einheiten mit älteren Kindern sind kooperative Spiele ein wichtiges Instrument, um unter anderem die sozialen Kompetenzen zu schulen und zu festigen. Gemeinsam etwas zu erreichen, die Stärken und Ideen anderer anzunehmen und als hilfreich anzuerkennen, sich körperlich nahe sein können, gemeinsam Lösungen finden und selbst nicht immer im Mittelpunkt zu stehen, sind Eigenschaften, die nicht selbstverständlich vorhanden sind. Kooperative Spiele vermitteln einem das Gefühl, das man gut ist, so wie man ist, das es normal ist, das man nicht alles kann (und es auch nicht muss), dass es anderen ähnlich geht wie mir, das man zusammen viel mehr erreicht als alleine.
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Wie Kinder mit schwierigen Situationen umgehen, ist einer Frage ihrer Resilienz. Unter dem Thema Resilienz soll diese Ausgabe von Bausteine Kindergarten Impulse und Anregungen bieten.
Musik
Musik, in jeglicher Form, hat für Kinder jeden Alters einen hohen Aufforderungscharakter. Sing- und Tanzspiele werden besonders oft im Stuhlkreis angeboten.
Es gibt verschiedene Lieder, in welchen zur Bewegung aufgefordert wird, die Assoziationen mit Tieren oder Ähnlichem hervorrufen, die zur Lockerung genutzt werden, zu welchen getanzt werden kann, alleine und in der Gruppe … Der Kreativität ist hier kaum eine Grenze gesetzt. Musik selbst machen, ist für alle Kinder ein Angebot, das sehr gerne angenommen wird, ob auf traditionellen Instrumenten, mit Alltagsmaterialien oder in der Natur. Auch singen und tanzen, ist bei vielen Kindern beliebt.
Freies Experimentieren
Die Möglichkeit zum freien Experimentieren mit Materialien, dem eigenen Körper und den anderen Kindern ist von großer Bedeutung, denn so eignen sie sich die Welt an, nur so machen sie eigene Erfahrungen und entwickeln ein eigenes Bild, eigene Strategien, eine eigene Persönlichkeit, nur so lernen sie!
Material zur freien Verfügung, Raum und Zeit ist neben ein bisschen Hilfestellung hier und da, alles was Kinder zum Lernen brauchen.
Entspannung
Bewegung und Entspannung gehen Hand in Hand. Bewegung baut Stress ab, daher ist es gerade bei Kindern oft erst nach viel Bewegung möglich, zur Ruhe zu kommen. Hierzu gibt es verschiedene Methoden, welche den Situationen stets angepasst werden können.
Entspannung kann eine Bewegungsgeschichte ein- und ausleiten, kann auch innerhalb der Geschichte eingeplant werden, um sich nach besonders anstrengenden Passagen zu erholen, sie kann als Angebot innerhalb einer Bewegungslandschaft aufgebaut sein, sie kann alleine oder mit Freunden erlebt werden, sie kann mit ruhiger Musik begleitet werden, kann durch eine Geschichte gefördert werden, sowie durch entsprechendes Material oder auch durch Aktivitäten wie z.B. malen hergestellt werden.
Viele Grüße von der
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Musik und Bewegung
Durch die musikalische Früherziehung und Bewegung im Kindergarten wird die ganzheitliche Entwicklung der kindlichen Persönlichkeit immens gefördert.
Die Reihe biete zahlreiche Lieder und Reime, Klanggeschichten, Fingerspiele, Tänze, Bewegungsspiele, Entspannungsübungen und Anregungen zum Musizieren mit einfachen Instrumenten.