In diesem Teil unserer neuen Kolumne „Pädagogische Handlungskonzepte“ beschäftigt sich unsere Autorin Svenja Gleffe mit der Montessori-Pädagogik.
Wer war Maria Montessori?
Maria Montessori wurde am 31.08.1870 in Chiaravalle bei Acona/Italien geboren. Im Jahre 1892 begann sie ihr Medizinstudium, welches Montessori im Jahr 1896 erfolgreich mit Approbation beendete. Als erste Ärztin (Assistenzärztin in der Chirurgie) Europas, ging Maria Montessori am 10.07.1896 in die Geschichte ein. Im Anschluss arbeitete Maria in der „Psychiatrischen Klinik der Uni Rom“ und beobachtete dort Kinder mit einer geistigen Behinderung. Auf der Grundlage ihrer Beobachtungen entwickelte sie Lernmaterialien, deren Anwendung bei den Kindern Erfolg hatte. Ihre Forschungsergebnisse veröffentlichte Montessori unter dem Titel „Selbsttätige Erziehung im frühen Kindesalter“ in einem Buch, welches zum Weltbestseller wurde.
Im Jahr 1902 begann sie schließlich Pädagogik zu studieren und eröffnete am 06.01.1907 ein eigenes Kinderhaus im römischen Armenviertel San Lorenzo.
Am 06.05.1952 starb Montessori nach einem erfüllten Leben und herausragenden Leistungen in Nordwijk aan Zee in den Niederlanden.

Montessori in der Kita
Zu Montessoris Zeit galt der Leitsatz „Der Erwachsene formt das Kind“. Dem wirkte sie nach vielen Forschungsergebnissen mit dem Leitsatz „Hilf mir, es selbst zu tun!“ entgegen.
Ihr Bild vom Kind:
- Das Kind ist ein ganzheitlich, spontan lernendes Wesen, das den Austausch und die Selbststätigkeit mit der Umwelt benötigt.
- Das Kind benötigt eine pädagogisch vorbereitete Umgebung; alles, was das Kind zum Lernen braucht, muss vor Ort sein.
- Das Kind braucht Unterstützung durch speziell ausgebildete Pädagoginnen und Pädagogen.
- Dem Kind müssen didaktische Materialien, sowie kind- und entwicklungsgerechte Bildungsangebote zur Verfügung gestellt werden.
- Das Kind braucht Entwicklungsfreiheit, komplette Möglichkeiten zur Entfaltung und Unabhängigkeit.
- Das Kind kann nach pädagogisch-didaktischen Prinzipien lernen: Wahlfreiheit; Raum und Zeit; verhelfen dazu, Merkmale und Begabungen der eigenen Persönlichkeit entdecken zu können.
- Dem Kind stehen Pädagoginnen und Pädagogen als Lebenshelfer/-innen zur Seite.
Ziele der Pädagogik
- Entfaltung eigener Fähigkeiten, Talente, Interessen und intrinsischer Motivation durch Entwicklungs- und Wahlfreiheit
- Lernen im eigenen Tempo durch Schwerpunkte und Vorbeugung von Unter- und Überforderung
- Minimieren von Ängsten
- Lernen Verantwortung zu übernehmen, ohne Druck
Methodisch-didaktischer Ansatz
Die Pädagogik nach Montessori beinhaltet sowohl demokratische als auch sinnorientierte Aspekte. Die Erziehung und Bildung richtet sich nach Entwicklungs- und Wahlfreiheit.
Der pädagogische Alltag wechselt sich zwischen intrinsischem, spontanen Lernen, Lernangeboten nach Entwicklungsstand und Förderbedarf ab. Des Weiteren wird es den Kindern ermöglicht, dass sie sich in alltäglichen Dingen erproben können. Der Lernprozess, setzt sich aus folgenden Schwerpunkten zusammen:
- Pädagogisch-experimenteller Aspekt: Stärkung der Konzentrationsfähigkeit und Ausdauer durch Erfahrung
- Wissenschaftlich-anthropologischer Aspekt: Lebensumstände verstehen; Wirkung sozialer/ökonomischer Einflüsse
- Korrigierende Rückwirkungen: Umgang mit Inklusion
- Pädagogisch-philosophischer Aspekt: Verständnis für die Selbstverantwortung von Frieden, Liebe, Harmonie und Gerechtigkeit
Materialien
- der rosa Turm
- Geräuschdosen
- die braune Treppe
- die roten Stangen
- Einsatzzylinder
Merkmale der Materialien:
- Isolierung der Schwierigkeit (im Material kommt nur eine Eigenschaft zum Tragen)
- Wiederholbarkeit (Material muss so beschaffen sein, dass die Aufgabe so oft wiederholt werden kann wie es das Kind möchte)
- Fehlerkontrolle (das Kind kann die Übung bzw. die Richtigkeit dieser selbst überprüfen)

Rolle der pädagogischen Fachkraft
Das Lernen braucht Vorbilder, die kontinuierlich vorhanden sind. Jede pädagogische Fachkraft sollte sich über die Wichtigkeit ihrer kontinuierlichen Unterstützung und Anwesenheit bewusst sein. Sie ist auch Sprachmodell und sollte sich als Lebenshelfer des Kindes verstehen und ihm Entwicklung ermöglichen und leiten. Sie sind verantwortlich dafür, das Kind zu schützen und die Würde der Menschen bzw. Kinderrechte zu achten.
Eine pädagogische Fachkraft hat nach Montessoris Vorstellungen eine ausgebaute und ganzheitliche Menschenkenntnis sowie eine hervorragende Beobachtungsgabe. Wissenschaftlich fundierte Kenntnisse über die Entwicklung des Kindes sind essenziell.
Die Selbstreflexion einer Fachkraft sollte gut ausgebildet sein. Genauso legt Montessori viel Wert auf eine ausgebaute Problemlösungsfähigkeit. Die negative Verhaltensweise eines Kindes ist in erster Linie ein Signal für Fehlverhalten der pädagogischen Fachkraft.
Für die pädagogische Fachkraft sollte das genaue Dokumentieren und die exakte Gestaltung und Pflege der vorbereiteten Umgebung von großer Wichtigkeit sein.
Viele Grüße von der
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