BAUSTEiNE KiNDERGARTEN

Die Reggio-Pädagogik

Die Reggio-Pädagogik, Kind mit Lupe im Wald
© Maria Sbytova – Adobe Stock

In diesem Teil unserer neuen Kolumne „Pädagogische Handlungskonzepte“ beschäftigt sich unsere Autorin Svenja Gleffe mit der Reggio-Pädagogik.

Wer war Loris Malaguzzi?

Loris Malaguzzi wurde im Jahr 1920 geboren. Er lebte und arbeitete als Pädagoge in der norditalienischen Stadt Reggio Emilia. Ab 1950 war er dort in einer psychologisch-pädagogischen Beratungsstelle tätig. 1962 begann er mit der Entwicklung des heute weltbekannten Reggio-Konzeptes. Im Jahr darauf übernahm Malaguzzi die Leitung aller kommunaler Einrichtungen für Kinder von 0–6 Jahren.
Sehr charakteristisch für die Reggio-Pädagogik ist das von Loris Malaguzzi verfasste Gedicht „Die hundert Sprachen des Kindes“. 1981 startete eine gleichnamige Wanderausstellung.
Diese zeigte eine Dokumentation unterschiedlicher Arten eines Kindes, sich mitzuteilen. Die Zeitschrift „Newsweek“ zeichnete im Jahr 1991 die reggianischen Kitas als beste vorschulische Institutionen der Welt aus. Loris Malaguzzi vertrat bis zu seinem Tod 1994 die Ziele der Reggio-Pädagogik.

Reggio in der Kita

Loris Malaguzzi setzte Optimismus, Offenheit und Ganzheitlichkeit als unverkennbare Merkmale der Pädagogik in den Fokus. Er verfolgte das Ziel, dass sich das Kind aktiv die Welt erschließen kann. Die aktive Erschließung, sollte in der Atmosphäre des Wohlbefindens für Kinder und Erwachsene stattfinden. Bei der Erstellung des Konzeptes bezog er den Gedanken der „Kindorientierung“ von Janusz Korczak mit ein.
Die Reggio-Pädagogik, hat folgendes „Bild vom Kind“:

  • Ansatz „Konstruktivistisches Lernen“
  • Das Kind ist Konstrukteur seiner eigenen Entwicklung
  • Das Kind ist ein Forscher, der seine Umwelt durch Experimentieren und Lernen beim Tun erfahren und verstehen möchte.

Ziele der Pädagogik

  • ganzheitliche Entwicklung des Kindes
  • Lernfreude stärken
  • Aufbau der eigenen Identität
  • Entfaltung der eigenen Persönlichkeit
  • Entwicklung von Verantwortungsbewusstsein
  • Entwicklung von Sozialkompetenzen
  • selbstständige Erarbeitung des Wissens mithilfe der Erwachsenen
  • Stärkung der Gemeinschaft
  • Autonomie, Solidarität, Kritikfähigkeit, Urteilskraft, Kooperation, Gleichberechtigung von Jungen und Mädchen, sowie Kindern mit und ohne Beeinträchtigung im Fokus
  • Blick auf die Freiheit und Individualität des Kindes

Methodisch-didaktischer Ansatz

Die Projektarbeit spielt im pädagogischen Alltag der Reggio-Pädagogik eine große Rolle. Durch die aktive Auseinandersetzung erschließt sich das Kind seine Umwelt. Die Projekte werden stets in den Alltag integriert. Sie sollen folgende Schwerpunkte in der kindlichen Entwicklung fördern:

  • sinnliche Wahrnehmung
  • exploratives und experimentelles Handeln
  • Beobachtungen deuten
  • Wirkungszusammenhänge erkennen
  • Aktivierung von Gefühlen
  • Verknüpfung von Wahrnehmung und inneren Bildern
  • Neben Projekten, werden ebenso Aktivitäten zur Weiterentwicklung in unterschiedlichen Bereichen angeboten:
  • Bauspiele, darstellende Spiele und Explorationsspiele
  • gemeinschaftliche Aktivitäten wie Morgenkreis, Mittagessen, Ausflüge und Feste

Materialien

Vor den Materialien wird in der Reggio – Pädagogik zuerst der Fokus auf die Raumgestaltung gelegt. Typisch für Reggio-Einrichtungen ist die „Piazza“. Die zentrale Halle ist sowohl Begegnungsstätte als auch Ausstellungsraum. Von ihr gehen alle anderen Räume ab.
Der Raum wird ebenso als „Dritter Erzieher“ gesehen. Alle Räume sollen sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen das Gefühl des Wohlbefindens und der Geborgenheit wachrufen. Der Raum soll zugleich zum eigenen Tun auffordern und dieses unterstützen.
Charakteristisch für die Raumgestaltung der Reggio-Pädagogik ist auch, dass Räume und das Außen fließend ineinander übergehen. Häufig reichen die Fenster bis zum Boden.
Der Eingang stellt die Visitenkarte dar. Typisch sind auch viele Spiegel, auch Zerrspiegel, die in der ganzen Einrichtung verteilt sind. Auch ein Schattentheater, Projektoren und unterschiedliche Lichtquellen findet man in jeder reggiobezogenen Einrichtung. Als Lichtquelle ist der Leuchttisch sehr beliebt. Materialien sollen jedes Kind dazu anregen, seinen Körper ganzheitlich wahrnehmen zu können.
Als beliebter Raum gilt auch das „Atelier“. In dieser Räumlichkeit werden vielfältige Materialien zu Verfügung gestellt, mit denen Projekte gestaltet werden können.
Die „Sprechenden Wände“ halten alle Besucher/-innen durch Bilder, Berichte oder Kommentare, über aktuelle Projekte auf dem Laufenden.

Die Rolle der pädagogischen Fachkraft

Die pädagogische Fachkraft nimmt in der Arbeit nach Reggio eine lernende und forschende Wegbegleiterrolle ein. Sie unterstützt das Kind bei seiner Entwicklung der eigenen Erkenntnisse. Die Reggio-Fachkraft zeigt Interesse an den Fragen des Kindes, fordert das Kind heraus, begleitet es in Krisen und steht ihm bestärkend zur Seite. Der Dialog mit dem Kind wird stets gesucht. Dies steht laut Konzept genauso im Fokus, wie die achtsame Beobachtung. Wobei die pädagogische Fachkraft zu jeder Zeit wertfrei interpretiert sowie kontinuierlich dokumentiert.
Die aktive Erziehungspartnerschaft ist für den pädagogischen Alltag essenziell.

Kolumnistin Svenja Gleffe
Svenja Gleffe ist ausgebildete Kinderpflegerin und Erzieherin. Für mehr Infos zur Autorin und ihren Beiträgen auf „Mehr erfahren“ klicken.
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