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Dürfen Kinder an einem Begräbnis teilnehmen?

Dürfen Kinder an einem Begräbnis teilnehmen?
© Lukassek – Adobe Stock

Das Begräbnis spielt im Trauerprozess eine wichtige Rolle. Bevor ein Kind daran teilnimmt, sollten gewisse Aspekte berücksichtigt werden, die Linda Köster in dieser Kolumne beschreibt. Außerdem stellt sie pädagogisch wertvolle Hinweise vor, wie man behutsam und mit viel Empathie den Ablauf einer Beerdigung erklären kann.

Warum Kinder mit zur Beerdigung kommen sollten

Je älter Kinder sind und je enger die Beziehung zur verstorbenen Person war, desto wichtiger ist es, dem Kind die Möglichkeit zur Teilnahme an der Beerdigung zu geben. Denn sie ist als Form des ritualisierten Abschieds ein wichtiger Teil im Trauerprozess.

Eltern zögern häufig, ihre Kinder zur Beerdigung mitzunehmen. Sie befürchten, es könnte ihr Kind zu sehr belasten und die Atmosphäre zu beängstigend sein. Dem kann entgegengewirkt werden: Bei der Erziehung von Kindern geht es nicht darum, bestimmte Gefühle zu vermeiden, sondern darum, die Kinder beim Umgang mit ihren Gefühlen zu unterstützen. Trauernde Kinder brauchen Sicherheit und ein Gegenüber, das keine Angst vor ihren vielfältigen Gefühlen hat.

Beerdigungen bieten damit sowohl den Erwachsenen als auch den Kindern eine Gelegenheit, sich vom Verstorbenen zu verabschieden, sich gemeinsam zu erinnern und Trauer in einer Gemeinschaft zu erleben.

Weitere Informationen zur Begleitung von Kindern im Trauerprozess findet ihr auch in meiner Kolumne mit dem Titel Kinder im Trauerprozess unterstützen.

Wichtiges, wenn Kinder mit zur Beerdigung gehen

Die Teilnahme des Kindes sollte immer freiwillig sein. Der Ablauf der Trauerfeier sollte ihm genau beschrieben werden. Hilfreich ist auch, mit den Kindern vorher über mögliche Reaktionen von anwesenden Personen zu sprechen. Eine genaue Vorbereitung ist wichtig, um für das Kind verunsichernde und damit vielleicht auch ängstigende Situationen zu vermeiden. Wenn möglich, kümmert sich während der Trauerfeier eine vertraute Person um das Kind. Diese Person ist dafür da, um z.B. nochmal den Ablauf zu erklären, Fragen zu beantworten und auch, um bei Bedarf die Trauerfeier mit dem Kind zu verlassen. Es kann im Vorfeld auch darüber nachgedacht werden, ob die Teilnahme zeitlich begrenzt wird bzw. ob das Kind nur zu bestimmten Teilen der Feier dabei ist. Auch sollte geklärt werden, wie Kinder miteinbezogen werden könnten. Während der Vorbereitung etwa können Kinder nach ihren Wünschen und Ideen gefragt werden. Möchte das Kind am Sarg oder Grab etwas ablegen? Hat es weitere Ideen? So könnte es mithelfen, die Kleidung für die verstorbene Person, den Sarg bzw. die Urne, den Blumenschmuck oder die Musik auszusuchen. Manche Bestattungsinstitute ermöglichen es sogar, den Sarg zu bemalen. Viele Kinder haben eigene Ideen, so wandern beispielsweise Kuscheldecken, Kuscheltiere, Gebasteltes oder eine Tüte Lieblingsbonbons mit ins Grab. Der 8-jährige Sohn einer Freundin hatte zum Beispiel auf der Beerdigung seiner Oma die Idee, zu deren Lieblingslied zu tanzen. Daraus wurden für die Trauergäste wunderschöne, gemeinsam erlebte Momente in Gedenken an die Verstorbene. Diese bestimmt unvergesslichen Erinnerungen wären ohne die Idee des Jungen nie entstanden!

Welches Verständnis Kinder in welchem Alter über den Tod haben, kann bei der Planung einer Beerdigung helfen und auch bei der Entscheidung, ob das Kind teilnehmen soll. Infos dazu findet ihr ebenfalls hier in meiner Kolumne Kinder im Trauerprozess unterstützen.

Bedürfnisse und Gefühle des Kindes berücksichtigen

Die Frage, ob Kinder an einem Begräbnis teilnehmen dürfen, wird in verschiedenen Kulturen und Familien unterschiedlich beantwortet. So können Begräbnisse eher formelle und ernste Anlässe sein, bei denen Kinder nicht erwünscht sind. Es gibt jedoch auch Länder und Kulturen, in denen die Teilnahme von Kindern weit verbreitet ist. Der Tod wird dort als ein natürlicher Teil des Lebens betrachtet. Begräbnisse werden als Gemeinschaftsereignisse gesehen, bei denen Menschen jeden Alters zusammenkommen, um die verstorbene Person zu ehren. Kinder lernen so von klein auf, dass der Tod zum Leben gehört, und sie sehen, wie ihre Familie trauert und den Verlust verarbeitet.

Bei der Frage, ob Kinder an einem Begräbnis teilnehmen sollten, ist es aus meiner Sicht vor allem wichtig, die Bedürfnisse und Gefühle des Kindes zu berücksichtigen. Dabei sollte daran gedacht werden, dass Kinder oft resilienter sind als Erwachsene annehmen. Das Erleben von Trauer im Rahmen einer Beerdigung kann ihnen helfen, den Verlust zu verarbeiten. Letztendlich ist es jedoch v.a. wichtig, dass Eltern gemeinsam mit ihrem Kind Abschied nehmen. Dies kann im Rahmen einer Beisetzung geschehen oder auch in einem ganz persönlichen und eigenen Ritual.

Literaturempfehlungen

  • Nilsson, U. (2017). Die besten Beerdigungen der Welt. mixtvision Mediengesellschaft mbH. (ab 4–5 Jahren, tote Tiere werden gesammelt und ein Beerdigungsinstitut eröffnet)
  • Stalfelt, P. (2003). Und was kommt dann? Das Kinderbuch vom Tod (ab 4–5 Jahren, ein Buch über Leben und Sterben: Wer stirbt wann und wie? Wohin kommt man? – von der Feuerbestattung bis zum Fest der Toten, comichafte Bebilderung)
  • Von Kampen, A. (2019). Knietzsche und der Tod: Alles über die normalste Sache der Welt. vision X. (ab 8 Jahre, Sachbuch für Kinder (und Erwachsene))
  • Schins, M. T. (2005). Zuckerguss für Isabel. Hammer. (ab 4Jahre, Isabell lernt in Mexiko das traditionelle Fest Dia de los Muertos kennen. Die Geschichte gibt einen Einblick, wie das Thema Tod im Rahmen dieses Festes betrachtet wird; der Umgang wird hier in einem farbenfrohen, positiven Licht dargestellt)
  • von der Gathen, K. (2023). Radieschen von unten: Das bunte Buch über den Tod für neugierige Kinder. Klett. (Brückenjahr/Grundschule/Erwachsene, mit viel Text, viele Themen, comichafte Bebilderung)
  • Bosse, A., Klammt, A. (2016). Weil du mir so fehlst. Carlsen. (ab 5 Jahren, auf den ersten Seiten findet sich eine Geschichte zum Thema Verlust und Trauer und auf den weiteren Seiten finden sich kleine Aufgaben, Fragen und Texte zum Thema Trauer sowie Platz für eigene Fotos und Texte)

Der Finkenau Podcast

Genau zum Thema dieser Kolumne hat Linda Köster einen Podcast aufgenommen. Viel Spaß beim Reinhören!

Um Themen aus dem Kita-Alltag und der Erziehungsberatung geht es im Podcast der Stiftung Kindergärten Finkenau. Mit dem Podcast werden fundierte Erfahrungen aus der Kita-Praxis kurz, knapp und klar zur Verfügung gestellt. Das Format richtet sich an Eltern, pädagogische Fachkräfte und alle, die an pädagogischen Themen rund um die Kindererziehung interessiert sind.

Kolumnistin Linda Köster

Linda Köster ist Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche und ist Vorstandsmitglied der Stiftung Kindergärten Finkenau.

Linda Köster

Kommentar zur Kolumne​

Meine Oma ist damals während ich im Kinderlager war gestorben und ist auch in der Zeit beerdigt worden. Ich muss sagen, da fehlt mir heute immer noch etwas. Auf einmal war sie nicht mehr da, keine Abschied. Ich wäre gerne zur Beerdigung gegangen um auch als kleines Kind zu Begreifen, was Abschiednehmen heißt. Vielen Danke für die Kolumne.
von Helma K.

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