Unsere Autorin Tanja Siepmann hatte sich so auf eine gemütliche Vorweihnachtszeit mit den Kindern gefreut, die Realität sieht leider anders aus. Im neuen Beitrag der Kolumne „Das ist ja wie im Kindergarten“ passiert viel Unerwartetes. Viel Spaß beim Lesen!
Plätzchen, Faltsterne und Weihnachtsbilderbücher
Die Martinslaternen sind gerade verlöscht, da weht schon der erste Hauch von Weihnachten durch die Kita. Und damit wird der alljährliche Schwur im Kitateam erneuert, der da lautet: „In der Weihnachtszeit machen wir es uns aber so richtig gemütlich.“ Vor meinem geistigen Auge sehe ich mich, mit den Kindern auf dem Sofa in Weihnachtsbilderbüchern schmökern. Wir backen Plätzchen, die nicht nur einen betörenden weihnachtlichen Duft im ganzen Haus verströmen, sondern auch noch fantastisch schmecken. Dekorative Faltsterne verzieren die Fenster und strahlen mit dem stattlichen Weihnachtsbaum im Foyer um die Wette. Rolf Zuckowskis Weihnachtbäckerei schallt durch die Hallen und alle singen mit rotbäckigen Gesichtern mit. Kein Stress, kein Streit, alles ist friedlich und besinnlich. Das wird so schön …
Realitätsscheck
Der Klebstoff an den Martinslaternen ist noch nicht richtig trocken, da muss schon der Adventskalender für die Kinder gebastelt werden. Die Rentier-Täschchen sahen im Bastelbuch eigentlich gar nicht so aufwendig aus. Dass wir seit drei Tagen in jeder freien Minute Rentiereinzelteile ausschneiden und auf Butterbrottüten kleben müssen, war nicht abzusehen. Macht nichts, was zählt ist das Ergebnis, und die Kinder werden sich sicher sehr freuen.
Elterngeschenke
Apropos freuen, die Elterngeschenke müssen noch gebastelt werden. Der Wandkalender, ein Evergreen der immer gut ankommt, solls sein. Man braucht ja nur 12 Bilder pro Kind, das sollte schnell erledigt sein. Unsere Kita ist mit 65 Kinder eher klein. 65 mal 12 sind 780 Bilder, die von den Kleinen angefertigt und von den Großen eingeklebt werden müssen. Kein Problem, das schaffen wir doch mit links.
Theaterstück für die Weihnachtsfeier
Na klar studieren wir mit den Kindern ein kleines Theaterstück für die Weihnachtsfeier ein. Die Proben bekommen wir locker in den Alltag integriert und die Texte haben die Kids schnell drauf. Kostüme, wir brauchen Kostüme! Sonst ist später auf den Fotos und Videos nichts von der stimmungsvollen Atmosphäre zu sehen. Das aufwendig gestaltete Bühnenbild allein reicht da nicht aus. Wenn schon denn schon, halbe Sachen lohnen nicht.
Glitzersterne im Plätzchenteig
Den Plätzchenteig macht der Spätdienst, dann können die Kinder direkt am nächsten Morgen mit dem Ausstechen loslegen. Wie wir den Glitzer in den Teig bekommen haben? Ja, das ist eine gute Frage. Eventuell stehen die frisch gebastelten Glitzersterne, mittelgut gewaschene Kinderhände und der Plätzchenteig da irgendwie miteinander in Zusammenhang.
Bei der Gelegenheit eine kleine moralische Frage: Angenommen Marie musste heute nießen und möglicherweise standen zwei Backbleche mit fertig ausgestochenen Plätzchen in ihrer unmittelbaren Nähe, Mülltonne oder Backofen? Ich meine wie hitzeresistent sind Erkältungsviren eigentlich? Und kann mir jemand sagen, wie lange ein Plätzchen auf dem Boden liegen darf, bis es als nicht mehr zum Verzehr geeignet gilt?
Baumschmuck
Baumschmuck, wer bastelt den Baumschmuck für den Weihnachtsbaum im Foyer? Moment, wir haben noch keinen Baum! Die letzten Jahre hat Familie Sauer selbigen großzügig gespendet. Das jüngste Kind ist im Sommer eingeschult worden, die Baumspende ziert jetzt die Eingangshalle der örtlichen Grundschule. Mist!
Spendenliste
Aber es gibt positive Nachrichten, die Spendenliste für die Weihnachtsfeier hat sich schon gut gefüllt. Wir haben fünfmal Filterkaffee, drei Liter Apfelsaft und sechs Pakete Servietten. Da muss sich zum Glück keiner mehr drum kümmern. Und weil wir die Plätzchen-Schnupfenfrage pragmatisch geklärt haben, gibt’s auch genug zu knabbern.
Matschwüste
Der Schnee lässt dieses Jahr leider auf sich warten. Stattdessen schüttet es seit dem ersten Advent ununterbrochen wie aus Eimern. Das Außengelände hat sich in eine Matschwüste verwandelt. Aber ich sag mal so, ein Bobschlitten fragt nicht nach dem Untergrund, der rutscht auch im Schlamm den Berg hinab. Man muss die Gegebenheiten nehmen, wie sie kommen. Die Matschengel sind in der Elternschaft allerdings nicht so gut angekommen. Es kam beim Abholen wohl zu einigen Verwechslungen, weil die Kinder nicht mehr eindeutig zu erkennen waren. Zudem lässt sich Schlamm wohl deutlich schwerer aus Kinderkleidung entfernen als Schnee. Sei’s drum!
Nikolaussocken
Herr Müller hat es übrigens gerade noch rechtzeitig geschafft die Nikolaussocken für seine Kinder abzugeben. Heute Mittag hat er mir zwei braune Herrensocken überreicht. Ein bisschen schmucklos, aber seine Kinder werden sich freuen, wenn der Nikolaus die Leckereien für sie darin verstecken wird. Als er ging, fiel mein Blick auf seine nackten Knöchel. Na, der hat ja Nerven, im Winter ohne Socken rumzulaufen.
Weihnachtsklassiker
Wir haben also alles soweit stressfrei im Griff. Nur mit dem gemütlichen Bücherlesen auf dem Sofa hat es nicht so gut geklappt, da fehlte dann doch etwas die Zeit. Aber glücklicherweise kann ich inzwischen einige Weihnachtsklassiker auswendig. Während der Wickelzeit haben sich alle Kinder um den Waschraum versammelt, der „Wickel-Delinquent“ durfte die Bilder hochhalten und ich habe die Geschichte erzählt. Effektivität ist mein zweiter Vorname und Weihnachtsduft ist ja auch irgendwie Auslegungssache.
Feiertage
Ich bin dann jetzt aber auch froh, wenn die Feiertage beginnen. So richtig zur Ruhe kommt man ja doch erst, wenn der Grippevirus einen pünktlich am ersten Weihnachtstag zur Strecke bringt. Am letzten Arbeitstag hat der kleine Max auffällig viel Zeit auf meinem Schoß verbracht. Vielleicht waren seine roten Bäckchen doch mehr einem fiebrigen Infekt geschuldet, als der weihnachtlichen Vorfreude.
Aber im nächsten Jahr, da machen wir es uns so richtig gemütlich!
In diesem Sinne wünsche ich Euch allen frohe Weihnachten und ein frohes neues Jahr.

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