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Umgang mit Gefühlen im Kita-Alltag

Umgang mit Gefühlen im Kita-Alltag, zwei Kinder
© photophonie - Adobe Stock

Gefühle spielen im Kita-Alltag eine sehr große Rolle, Wutausbrüche, Freudensprünge oder traurige Gesichter – alle Emotionen erleben wir tagtäglich in den Einrichtungen. In diesem Beitrag thematisieren wir den Umgang mit Gefühlen im Kita-Alltag und zeigen in zwei Anregungen, wie man die Empathiefähigkeit von Kindern fördern kann.

Mitgefühl zeigen

Mitgefühl ist eine zwischenmenschliche Reaktion. Sie ist nicht angeboren, sondern entwickelt sich mit der Zeit. Hierzu muss das Kind erst einmal wahrnehmen können, dass eigene Gefühle nicht alle anderen zur gleichen Zeit auch empfinden und erkennen, dass Gefühlsausbrüche anderer auch auf die psychische Situation des anderen zurückzuführen sind. Das bedeutet: Wenn ein Kind ein anderes weinen sieht, ist die Traurigkeit auch in dem anderen Kind entstanden und es kann sich selbst von diesem Gefühl abgrenzen. Diese Fähigkeit entwickelt sich ungefähr ab dem 18. Lebensmonat. Bis zum dritten Lebensjahr verringert sich die Ich-Bezogenheit immer mehr und die Fähigkeit, Mitgefühl zu zeigen, nimmt immer mehr zu.

Empathiefähigkeit von Kinder fördern

Über die Fähigkeit zu Empathie und Mitgefühl gibt es dann allerdings ab dem vierten Lebensjahr unterschiedliche wissenschaftliche Sichtweisen. Die eine Meinung beinhaltet, dass durch die Fähigkeit, im Spiel in unterschiedliche Rollen zu schlüpfen, sich auch Mitgefühl und Hilfsbereitschaft steigern, da Kinder mehr Empathie für die Gefühle der anderen empfinden können.

Die andere Meinung besagt, dass die Fähigkeit zu Mitgefühl und Empathie dann an Spontaneität verliert und bewusst eingesetzt wird. Die Kinder übernehmen Meinungen und Strategien von Erwachsenen, dass unter Umständen nicht jede Person Mitgefühl und Hilfe verdient, z.B. wenn der- oder diejenige die Notlage selber verschuldet hat.

Kinder bewegen sich hier also oft in einem Gewissenskonflikt. Zum einen können sie sich immer besser in einen Menschen hineinfühlen und seine Situation verstehen und zum anderen erfahren sie durch das Vorbild von Erwachsenen unterschiedliche Reaktionen auf die Notlagen anderer.

Für Fachkräfte bedeutet dies, dass sie sich in ihrem eigenen Handeln sehr gut reflektieren und positiv positionieren müssen, wenn sie die Empathiefähigkeit der Kinder fördern und sie darin bestärken wollen, Mitgefühl und Hilfsbereitschaft zu zeigen.

Die folgenden beiden Angebote fördern die Empathiefähigkeit der Kinder und stellen eine gute Möglichkeit dar, die Gefühle der anderen Kita-Kinder zu erkennen.

Kreisspiel: So habe ich mich heute gefühlt

Um das Spiel durchführen zu können, bedarf es der Herstellung verschiedener Gesichtsausdrücke, die Emotionen spiegeln. Z.B. Freude, Wut, Trauer, Ärger, etc. Mehr als fünf Gefühle sollten es nicht sein, da dies die Kinder überfordern könnte.

Dieses Spiel richtet sich eher an die älteren Kinder der Gruppe.

Materialien:

  • Fotos von unterschiedlichen Gesichtsausdrücken oder Emojis
  • Kopierer
  • Schere
  • Heißkleber für dir Fachkraft
  • Wolle
  • Marmeladenglasdeckel o.Ä.
  • Stiftmarker mit breiter Spitze
  • zwei Deckel eines Schuhkartons

 

Kreisspiel: So habe ich mich heute gefühlt

Und so wird’s gemacht:

Fotos/Bilder oder Emojis werden vierfach kopiert, ausgeschnitten und auf runde Deckel von Gläsern (alternativ auf Fotokartonkreise) mit Heißkleber aufgeklebt. Mit Wolle kann man Haare an die Gesichter kleben. In jeden Schuhkartondeckel werden in die linke Hälfte eine 1, in die rechte Hälfte eine 2 geschrieben.

Eine Einführung der verschiedenen Gesichtsausdrücke und dessen Bedeutung ist vor Beginn des Spieles Voraussetzung.

Ein Kind setzt sich in den Kreis. Ein anderes Kind sitzt mit dem Rücken zur Gruppe außerhalb des Kreises. Beide Kinder haben die gleichen Bilder in zweifacher Ausfertigung vor sich und einen Schuhkartondeckel.

Das Kind außerhalb des Kreises überlegt sich zwei Situationen des Tages, die es emotional beschäftigt hat. Die Fachkraft kann, wenn nötig, Vorschläge machen, z.B. „Kai hat mir den Stift weggenommen. So hab ich mich gefühlt“: Dann legt das Kind schweigend das passende Bild oder Emoji vor sich in den Schuhkartondeckel auf die Zahl 1, ohne dass die anderen Kinder es sehen. Das Kind in der Mitte hört nur zu und überlegt, wie das Kind sich gefühlt haben könnte und legt auch ein Bild vor sich in den Schuhkartondeckel auf der 1 ab. Eine zweite Situation kann geschildert werden. Nun werden die Bilder in den Kartons verglichen. Konnte das Kind in der Mitte das Bild mit dem gleichen Gesichtsausdruck auswählen?

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Resilienz – Was Kinder stark macht
BAUSTEiNE KiNDERGARTEN Ausgabe 2/2023

Wie Kinder mit schwierigen Situationen umgehen, ist einer Frage ihrer Resilienz. Unter dem Thema Resilienz soll diese Ausgabe von Bausteine Kindergarten Impulse und Anregungen bieten.

Aktion: Der Trostkoffer

In der Kita gibt es auch immer mal Situationen, in denen es einem Kind psychisch oder physisch nicht gut geht. Wird dieses von einem oder mehreren Kindern bemerkt, können diese ihr Mitgefühl ausdrücken, indem der Trostkoffer zum Einsatz kommt. Damit fällt es vielen Kindern leichter, auf andere zuzugehen und das betroffene Kind erfährt eine individuelle Zuwendung. Auch sprachliche Defizite sind so keine Hürde mehr.

Materialien:

  • kleiner Kinderkoffer (Spielkoffer)
  • roter Tonkarton
  • Herzmuster
  • kleine Schachtel oder Briefumschlag
  • Glitzer, Pailletten etc.
  • schöne Steine
  • Lackstifte
  • Blankokarten DIN A6
  • Buntstifte
  • Kopierer
  • Symbole für folgende Situationen (Kind möchte einmal in den Arm genommen werden, ein gemeinsames Spiel spielen, Trost oder Hilfe von einer Fachkraft bekommen, braucht es ein „Hilfsmittel“ wie z.B. sein Kuscheltier oder möchte es ganz in Ruhe gelassen werden)
  • Schere
  • Klebstoff
 
Symbole
Mögliche Symbole für die Blankokarten

Vorbereitung

Aus rotem Tonpapier werden Herzen ausgeschnitten und mit Glitzer, Pailletten oder Ähnlichem verziert. Die Kinder suchen schöne Steine, reinigen diese und verzieren sie eventuell mit den Lackstiften.

Die Herzen und die Steine kommen in den Koffer. Die Herzen sollten dazu in eine kleine Schachtel oder einen Umschlag gelegt werden, damit sie nicht verknicken. Die Symbole werden kopiert, ausgeschnitten, angemalt und auf die Blankokarten geklebt. Zusätzlich zu den Herzen und Steinen oder anstatt dessen kann sich die Gruppe natürlich andere Trostbringer überlegen und sammeln (z.B. eine Muschel, ein Schneckenhaus, ein Bild mit gepressten Blumen …)

Einsatz des Trostkoffers

Wenn ein Kind einem anderen in einer Situation sein Mitgefühl zeigen möchte, kann es das natürlich durch eine Umarmung oder eine Aufforderung zum gemeinsamen Spiel ganz spontan zeigen.

In besonderen Fällen kann aber auch der Trostkoffer zum Einsatz kommen, indem von Kind zu Kind ein Herz oder ein Stein etc. verschenkt wird.

Die Karten können die Kinder nutzen, um zu erfahren, was dem betroffenen Kind in seiner Situation noch helfen würde, wenn dieses sprachlich nicht zu regeln ist. Möchte es z.B. einmal in den Arm genommen werden, ein gemeinsames Spiel spielen, Trost oder Hilfe von einer Fachkraft bekommen, braucht es ein „Hilfsmittel“ wie z.B. sein Kuscheltier oder möchte es ganz in Ruhe gelassen werden.

Der Trostkoffer wird vorher in der Gruppe eingeführt und seine Funktion besprochen. Vielleicht wird er zu Anfang ziemlich häufig eingesetzt, da die Kinder diese neue Möglichkeit spannend finden, aber das relativiert sich schnell.

Für die Fachkräfte ist gut zu beobachten, wer den Koffer viel oder wer ihn selten oder gar nicht nutzt. So kann auch noch steuernd eingewirkt werden. Sind die Steine, Herzen etc. aufgebraucht muss natürlich für Nachschub gesorgt werden.

Trostkoffer

Viele Grüße von der

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