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Wie sich Kitas auf einen Todesfall vorbereiten können

Wie sich Kitas auf einen Todesfall vorbereiten können, trauriges Mädchen in der Kita
© Volodymyr Shcerbak – Adobe Stock

Die Begegnung mit der Trauer eines Kindes ist eine tief bewegende und oft herausfordernde Erfahrung. Mitarbeitende in Kitas stehen dabei vor der Aufgabe, die Kinder zu begleiten und werden gleichzeitig oft mit persönlichen Fragen und Erinnerungen konfrontiert. Eine Herausforderung, die Mitgefühl und pädagogische Vorbereitung benötigt! In dieser Kolumne stelle ich wichtige erste Maßnahmen zusammen, wie sich Kitas auf den Umgang mit einem Todesfall vorbereiten können. Dabei unterscheide ich zwischen Todesfall außerhalb der Kita (Familienmitglied/Verwandtschaft stirbt) und Todesfall innerhalb der Kita-Gemeinschaft (Kind oder Elternteil oder Team-Mitglied stirbt).

Familienmitglied stirbt: So bereitet sich die Kita vor

Wenn ein Kind ein Familienmitglied aus der Verwandtschaft verloren hat (z.B. Oma, Opa, Tante, Onkel etc.), gibt es wichtige Dinge, die vor dem ersten Tag zurück in der Kita mit den Eltern besprochen werden sollten. Zunächst sollten die Umstände des Todes in Erfahrung gebracht werden, um z.B. Äußerungen oder auch Verhaltensweisen des Kindes besser einordnen zu können. Das Kita-Team sollte darüber hinaus wissen, ob es Wünsche der Eltern bezüglich des Umgangs mit dem Thema in der Kita gibt, was dem Kind über die Todesursache und auch den Tod an sich bereits erzählt wurde, ob und wie die Trauerfeier verlaufen ist und ob das Kind dabei war oder ob es dabei sein soll, wenn die Trauerfeier noch bevorsteht. Für viele Eltern ist es zu Beginn hilfreich, von der Kita entsprechende Kinderbuchempfehlungen zu den Themen Tod und Trauer zu erhalten.

Todesfall in der Kita-Gemeinschaft: Was ist zu beachten

Stirbt jemand aus der Kita-Gemeinschaft – dazu zähle ich die Kita-Kinder, alle Elternteile und die Kita-Mitarbeitenden – ist in gewisser Weise immer die ganze Kita involviert. Es ist daher ganz wichtig, Ruhe in der Kita und in den Teams zu bewahren und für die Kita-Gemeinschaft einen stabilen Rahmen zu erhalten. Damit das gelingt, sollte im Pädagogen-Team vorab geklärt werden, welche Familie und welche Kindergruppe konkret betroffen sind. Außerdem wie mit dem Thema in der Kita allgemein umgegangen wird. Für solche Situationen gibt es Fachliteratur mit Notfallplänen. Einen Tipp dazu findet ihr am Ende der Kolumne.

Bei einem Todesfall innerhalb der Kita-Gemeinschaft ist es entscheidend, sorgfältig zu planen, wie und wann die Kinder und die anderen Familien informiert werden und welche Form der Erinnerungsarbeit gewählt wird. An diesem Tag sollten dann alle Tagesaktivitäten bewusst geplant werden, um z.B. Freiräume für Gespräche, kreativen Ausdruck, Bewegung und auch Rückzug anzubieten. Je nach Situation könnte – in Absprache mit den Angehörigen – ein Elternbrief über die Umstände aufklären, über die Art der Trauer-Begleitung in der Kita informieren und Gesprächsmöglichkeiten aufzeigen. Auch in diesem Fall sollten für betroffene Angehörige und das Team Buchempfehlungen und eventuell auch Informationen über Beratungsstellen vorbereitet sein.

Erinnerungsarbeit in der Kita

Erinnerungsarbeit spielt eine große Rolle im Trauerprozess, um Kinder und Erwachsene dabei zu unterstützen, ihre Emotionen zu verarbeiten. Im Team kann dafür überlegt werden, welche Erinnerungsrituale zur Auswahl stehen und welches sie im aktuellen Fall durchführen möchten. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel, einen Gedenktisch zu gestalten, an dem die Kinder und Erwachsenen Fotos, gemalte Bilder, Blumen oder persönliche Erinnerungen für den/die Verstorbene/-n niederlegen können. Diese symbolische Handlung schafft Raum für Gespräche über den verstorbenen Menschen und hilft, den Verlust zu begreifen. Im Morgenkreis kann eine Gesprächsrunde mit einer Kerze in der Mitte aufgebaut werden und den Kindern die Möglichkeit bieten, Wünsche oder Grüße zu äußern. Auch das Gestalten von Kerzen für die Trauerfeier oder das Pflanzen einer Blume etc. können sinnvolle Rituale sein. Die betroffene Familie sollte eine Kondolenzkarte erhalten. Auch ob und wer an der Trauerfeier teilnimmt, könnte im Sinne der Erinnerungsarbeit besprochen werden.

Begleitung des Kita-Teams

Für das Team ist es wichtig, auch Raum für eigene Trauer und damit verbundene Gefühle zu bekommen. Dieser Raum sollte bewusst geschaffen werden. Ein Austausch im Kollegium oder/und mit externer Beratung kann helfen, das Erlebte zu verarbeiten, es für sich vor dem Hintergrund der neuen Konfrontation mit Tod und Trauer neu einzuordnen und damit frei und offen für die Fragen der Kinder zu sein.

Fazit

Der Umgang mit Trauer ist eine sensible Aufgabe, die sowohl Mitgefühl als auch professionelle Vorbereitung erfordert. Der Verlust eines Mitglieds der Kita-Gemeinschaft, sei es ein Kind, Elternteil oder ein Mitglied des Kita-Teams, betrifft nicht nur die Kinder, sondern auch die Erwachsenen in der Kita. Daher sollten sowohl Kinder als auch Erwachsene die Möglichkeit haben, Erinnerungsarbeit zu leisten und den Verlust zu verarbeiten. Indem das Team durch Gespräche und fachliche Unterstützung in seiner Rolle gestärkt wird, kann es wiederum den Kindern Stabilität und Orientierung bieten. Die Kita kann dadurch ein Ort der Freude bleiben, an dem auch trauernde Kinder einfach Spaß haben können und auf souveräne Erwachsene treffen, die für sie in ihrer Trauer da sind, sich aber auch mit ihnen freuen können und einen „normalen“ Alltag leben.

Literaturempfehlungen der Autorin

  • Fachbuch: Cramer, B. (2008). Bist du jetzt ein Engel? – mit Kindern über Leben und Tod reden. Dgvt-Verlag.
  • Fachbuch: Franz, M. (2002). Tabuthema Trauerarbeit: Erzieherinnen begleiten Kinder bei Abschied, Verlust und Tod. Don Bosco.
  • Fachbuch: Färber, M., & Lutz, M. (2014). … plötzlich mit dem Tod konfrontiert: Leitfaden für Kitas mit Notfallplänen, Checklisten und Hilfen zur Trauerbegleitung. Don Bosco Medien.
  • Sachbuch für Kinder (und Erwachsene) ab 8 Jahre: Von Kampen, A. (2019). Knietzsche und der Tod: Alles über die normalste Sache der Welt. vision X.

Der Finkenau Podcast

Zm Thema dieser Kolumne hat Linda Köster einen Podcast aufgenommen. Viel Spaß beim Reinhören!

Um Themen aus dem Kita-Alltag und der Erziehungsberatung geht es im Podcast der Stiftung Kindergärten Finkenau. Mit dem Podcast werden fundierte Erfahrungen aus der Kita-Praxis kurz, knapp und klar zur Verfügung gestellt. Das Format richtet sich an Eltern, pädagogische Fachkräfte und alle, die an pädagogischen Themen rund um die Kindererziehung interessiert sind.

Kolumnistin Linda Köster

Linda Köster ist Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche und ist Vorstandsmitglied der Stiftung Kindergärten Finkenau.

Linda Köster

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