In der neuen Vorschul-Kolumne „Gute Sozialkompetenzen – starke Kinder!“ geht es diesmal um das Erlernen sozialer Kompetenzen. Außerdem stellt sie direkt umsetzbare Impulse für kooperative Spiele sowie Rollen- und Pantomimespiele für den Kita-Alltag vor.
Angebote zur Stärkung des Wir-Gefühls
Zu Beginn stelle ich einfach mal eine provokante Frage: Sind Kinder heute nur noch kleine Egoisten?
Nein, das sind sie natürlich nicht, doch meine Beobachtungen dazu sind ganz unterschiedlich: In meiner Wahrnehmung gibt immer noch sehr viele sozial kompetente Kinder. Ich stelle aber fest, dass die Zahl der Kinder, denen es an adäquaten Handlungsfähigkeiten anderen gegenüber fehlt, steigt. Immer mehr Kindern mangelt es an einem angemessenen Umgang mit ihren eigenen Emotionen, Einfühlungsvermögen und der Fähigkeit, sich in eine Gruppe integrieren zu können. Die Ursachen hierfür sind vielfältig, ebenso wie die Voraussetzungen der Kinder aufgrund ihres Umfeldes und ihrer individuellen Veranlagung.
Stärkung des Wir-Gefühls
Doch nur wenn Kinder lernen und erleben, wie wichtig eine gut funktionierende Gemeinschaft, nicht zuletzt für jeden einzelnen, ist, können sie positiv bestärkt werden, sich entsprechend zu verhalten. Ist das nun Schwarzmalerei? Nein, keineswegs! Denn wenn man Probleme erkennt, kann man diese angehen. Das bedeutet, einmal genau hinzusehen und den Kindern entsprechende Angebote zur Stärkung des Wir-Gefühls zu machen. Auch die Eltern können mit ins Boot geholt werden, indem ihnen, etwa bei Elternabenden oder in Einzelgesprächen, nahegebracht wird, wie wichtig gerade soziale Fähigkeiten für die Entwicklung und den späteren Schulbesuch ihrer Kinder sind.
Miteinander geht alles besser
Soziale Kompetenzen der Kinder wie etwa eine reflektierte gute Selbstwahrnehmung oder das Einhalten von Regeln, aber auch Respekt, Empathie, Kooperationsbereitschaft und Toleranz anderen gegenüber, werden insbesondere in Grundschulen immer wichtiger. Dinge, die eigentlich selbstverständlich sein sollten, aber inzwischen oft erst erarbeitet werden müssen. Doch ohne eine gute Klassengemeinschaft gibt es keine Grundlage für ein erfolgreiches Lernen. Was hat dies nun mit den Vorschulkindern in der Kita zu tun? Ganz einfach, diesen können innerhalb der Gruppe spielerisch noch viele wichtige Fähigkeiten vermittelt werden. Die Möglichkeiten hierzu sind vielfältig und können doch unkompliziert in die alltägliche Arbeit, wie die Treffen der Vorschulkinder, eingebunden werden.
Impulse zum Erlernen sozialer Kompetenzen
Rollen- oder Pantomimespiele
Rollen- oder Pantomimespiele ermöglichen es den Kindern sich in andere hineinzuversetzen, den Blickwinkel zu verändern, und darauf aufbauend ihre Erfahrungen in Alltagssituationen umzusetzen. Ein einfacher Impuls ist etwa die Darstellung eines Gefühls durch ein Kind, das die anderen Kindern versuchen zu deuten. Darauf aufbauend kann über eigene Erfahrungen und Situationen gesprochen werden, in denen solche Gefühle selbst erlebt wurden.
Kooperative Spiele
Kooperative Spiele sind ebenfalls eine gute Möglichkeit das soziale Lernen der Kinder positiv zu bestärken, schließlich ist es hierbei unerlässlich sich miteinander abzustimmen und Regeln einzuhalten, um gemeinsam zum Ziel zu gelangen. Die Kinder halten hierbei die Fäden in der Hand und bestimmen den Erfolg des Spiels und damit auch den eigenen. Ein gutes Beispiel für ein Spiel zum Teambuilding ist das „Eisschollenspiel. Hierfür werden Teppichfliesen oder Stühle als Eisschollen im Raum verteilt. Es gibt aber weniger Eisschollen als Mitspieler/-innen. Zum Beispiel acht Eisschollen bei zehn teilnehmenden Kindern. Ziel des Spiels ist es, als Eisbären die Arktis, etwa einen Tisch oder einen Teppich, zu erreichen, bevor alle Eisschollen geschmolzen sind. Zunächst verteilen sich die Kinder auf den Eisschollen. Dann beginnt das Spiel. Die Kinder müssen die Arktis erreichen, ohne den Boden zu berühren oder die Eisschollen zu bewegen. Aber Achtung: Jede unbesetzte Eisscholle schmilzt! Gelingt es den Kindern sich entsprechend abzustimmen, dass alle Eisbären zur Arktis gelangen?
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Wie Kinder mit schwierigen Situationen umgehen, ist einer Frage ihrer Resilienz. Unter dem Thema Resilienz soll diese Ausgabe von Bausteine Kindergarten Impulse und Anregungen bieten.
Gesprächsrunden
In Gesprächsrunden wie dem Morgenkreis lernen die Kinder Grundlagen der Gesprächsführung, wie zuhören, andere aussprechen lassen und die Meinung anderer zu respektieren. Auch eine konstruktive Auseinandersetzung mit Problemen innerhalb der Gruppe und das Mitteilen eigener Befindlichkeiten wird hier thematisiert. So schulen die Kinder ihre Empathie und erleben ein gutes Gruppengefühl. Denn, nur wer andere versteht, kann sein eigenes Handeln entsprechend steuern.
Ich denke, es braucht nicht nur ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen, sondern ebenfalls ein ganzes Dorf, damit ein Kind sich wohlfühlt. Deshalb glaube ich, dass sich eigentlich jedes Kind danach sehnt, Teil einer Gemeinschaft zu sein. Wie denkst Du darüber? Hinterlasse gerne einen Kommentar dazu.
Alexandra Reichenberg ist Erzieherin und Kunsttherapeutin. Sie arbeitet seit mehr als 25 Jahren im Kindergarten- und Grundschulbereich sowie in der Familienbildung.

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