BAUSTEiNE KiNDERGARTEN

Bildungs- und Lerngeschichten in der Kita

Erzieherin im Gespräch mit zwei Jungen
Bildungs- und Lerngeschichten als Dokumentationsform © Oksana Kuzmina – Adobe Stock

Im neuen Teil der Kolumne „Dokumentieren im Elementarbereich“ thematisiert Nina Held das zweithäufigste Dokumentationsverfahren in NRW, nämlich die Bildungs- und Lerngeschichten. 

Learning Storys

Nach Be-Do-NRW sind die Bildungs- und Lerngeschichten das zweithäufigste Dokumentationsverfahren in NRW. Sie gehen zurück auf Prof. Margaret Carr aus Neuseeeland. Sie entwickelte die „learning storys“. Diese dienen der Beschreibung und der Dokumentation von Lernprozessen im frühkindlichen Bereich. In Deutschland adaptierte das Deutsche Jugendinstitut dieses Verfahren als Bildungs- und Lerngeschichten.

Aufbau der Bildungs- und Lerngeschichten

Die alltäglichen Aktivitäten des Kindes bilden den Beobachtungsgegenstand. Anschließend werden die Beobachtungen nach den fünf Lerndispositionen analysiert. Diese sind:

  • Interesse zeigen (Was ist das Interesse des Kindes in dieser Beobachtung? Woran erkenne ich es?)
  • Engagiert sein (Woran erkenne ich das Engagement des Kindes?)
  • Standhalten bei Herausforderungen und Schwierigkeiten (Woran erkenne ich das Standhalten des Kindes?)
  • Sich ausdrücken und mitteilen (Wie drückt sich das Kind aus und wie teilt es sich mit?)
  • An einer Lerngemeinschaft mitwirken und Verantwortung übernehmen (Woran erkenne ich, dass das Kind an einer Lerngemeinschaft mitwirkt und Verantwortung übernimmt?)

Brief an das Kind

Auf der Grundlage der Beobachtungen und der Lerndispositionen werden die Bildungs- und Lerngeschichte aufgeschrieben. Sie werden meist in der Du-Form in einer Art „Brief an das Kind“ formuliert z.B:

Liebe Anna,

ich habe heute beobachtet, wie du einen Regenwurm auf dem Spielplatz gefunden hast. Du hast mich gefragt, ob du ihn in einem Lupenglas betrachten kannst. Du sagtest: „Dann kann ich besser sehen wie er sich bewegt.“…

Die Bildungs- und Lerngeschichten dienen zusätzlich dem kollegialen Austausch und sind für die Reflexion der pädagogischen Arbeit wichtig. Hieraus können sich pädagogische Impulse und Handlungen ergeben, die die Lernprozesse des Kindes unterstützen.

Ebenso dienen die Bildungs- und Lerngeschichten als Grundlage für den Austausch mit den Eltern. Das schafft bei den Eltern Verständnis für die Lern- und Entwicklungsprozesse des Kindes und Vertrauen in die pädagogische Arbeit der Fachkräfte.

Ziel der Bildungs- und Lerngeschichten

Das Ziel dabei ist, dass die Bildungs- und Lerngeschichten helfen einen positiven, ressourcenorientierten Blick auf die Kinder zu entwickeln. Durch die fünf Lerndispositionen sollen die Kinder intrinsisch (aus sich selbst heraus) motiviert werden Lernprozesse zu vollziehen, was die Grundlage von nachhaltigem Lernen ist. Das Verfahren kann gut Teil der Portfolioarbeit (siehe auch meine Kolumne „Portfolio-Arbeit im Kindergarten“) sein und wird als Teil dessen auch oft genutzt.

Meine Meinung zu den Bildungs- und Lerngeschichten

Ich finde Bildungs- und Lerngeschichten sind ein wert- und sinnvolles Beobachtungsverfahren. Gegebenenfalls macht es eine Umstrukturierung des pädagogischen Alltags notwendig (Personal und Zeitressourcen schaffen etc.). Hier muss jede Einrichtung für sich entscheiden, ob und wie sich das Verfahren für sie umsetzen lässt. Besonders in Zeiten des Personalmangels könnte das in verschiedenen Einrichtungen ein Problem darstellen.

Wie sieht es bei euch aus, nutzt ihr dieses Verfahren? Würdet ihr es gerne nutzen aber euch fehlen die Ressourcen? Welche Vor- und gegebenenfalls Nachteile haben für euch Bildungs- und Lerngeschichten?

Kolumnistin Nina Held

Nina Held ist Erzieherin und hat die Bildungsdokumentation-Software GABIP-WEB entwickelt.

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