BAUSTEiNE KiNDERGARTEN

Coaching von Führungs- und Leitungskräften

Coaching von Führungs- und Leitungskräften
Reden ist Gold! © contrastwerkstatt – Adobe Stock

Im neuen Teil der Kolumne „Ein Herz für Kita-Coaching“ gibt Andrea Höddinghaus spannende Einblicke in einen Coaching-Prozess einer Kita, in dem die alte und neue Leitung ihre neuen Rollen finden mussten. Erfahrt mehr über das Coaching von Führungs- und Leitungskräften.

Perspektivwechsel – Ein Erfahrungsbericht

Es war einmal eine Kita irgendwo in Deutschland. Mit einem Vorstand, einer erfahrenen Kitaleitung, keiner Stellvertretung („brauchen wir nicht“) einem Team, Kindern und Eltern.

Die Leitungskraft dieser Kita war interessiert daran nicht nur sich selbst, sondern auch ihr Team weiterzuentwickeln. Sie besuchte Weiterbildungsmaßnahmen, organisierte Workshops, Teamentwicklungen und Einzelcoachings.

Im Rahmen ihres eigenen Coachings stellte sich nach einiger Zeit heraus, dass sie gerne ihre Führungsverantwortung abgeben, weniger Verantwortung tragen und an eine Nachwuchskraft übergeben möchte. Sie wollte zurück in die Stellvertretung, sich wieder mehr auf die Arbeit mit den Kindern konzentrieren und in ihrem zusätzlichen Fachgebiet arbeiten. (Das, was sich hier in einem kleinen Abschnitt leicht schreibt, war ein Weg, der einige Monate, eher ein Jahr, angedauert hat).

 

Die junge Nachwuchskraft, die ihre Aufgabe übernehmen sollte, hatte sie im Blick und auch schon angesprochen. Diese wollte schon „irgendwann mal“ eine Führungsposition übernehmen und war der Sache gegenüber aufgeschlossen. Irgendwann war dann eben jetzt.

Sie können sich vorstellen, was sich für Fragen und Herausforderungen aus diesem Vorhaben ergaben.

Organisation und Strategie

  • Wie kann ein Wechsel gut gelingen?
  • Was sagen die anderen Beteiligten?
  • Der Vorstand?
  • Was bedeutet es auf dem Papier und auch im Geldbeutel?
  • Wie wird die Aufgabenübergabe, die Einarbeitung funktionieren?
  • Was ist, wenn wir nicht klarkommen?
  • Welche zeitliche und räumliche Aufteilung ist erforderlich?
  • Wie kommunizieren wir das überhaupt? Und wer? Und wann?

Menschen und Emotionen

  • Was sagt das Team?
  • Wie wird das Führungs-Duo funktionieren?
  • Wie werden die Eltern reagieren?
  • Wie fühlen sich die beiden Leitungskräfte in ihren neuen Rollen?
  • Kann die bisherige Führung abgeben und loslassen?
  • Kann die neue Führung ihren eigenen Weg gehen?
  • … und so weiter.

Der darauffolgende Coaching Prozess, der über ein Jahr andauerte, hat zur Entwicklung und Klärung vieler dieser Fragen beigetragen und dauert auch noch an.

Besondere Herausforderungen?

Einige. Die Nachwuchsführungskraft hat schon als Kitakind ihre „Karriere“ in der Einrichtung gestartet. Damals war die Leitungskraft deren Job sie in der Zwischenzeit übernommen hat, ihre eigene Erzieherin.

Die erfahrene Leitung hat sich einerseits aktiv dazu entschlossen, diesen Schritt zu gehen, hängt aber andererseits auch an ihrer Position und den damit verbundenen Erfahrungen, den positiven Meilensteinen in ihrer beruflichen Laufbahn und auch an ihrem Status. Was hat sie schon alles geschafft in ihrem Kitaleben!

Natürlich gab es auch auf der Vorstandsebene Herausforderungen, die gemeistert werden wollten. Auch das klappte, mit einer gemeinsamen Strategie.

Dann kam der Alltag

Plätze wurden getauscht, Tische geschoben. Aufgaben übergeben, erklärt, verändert. Dazu der ganz normale Alltag, mit Krankmeldungen, Kündigungen und Neueinstellungen. Mit zeitlich nicht immer glücklich gewählten Infoterminen (dem „Workload“ geschuldet) und allen persönlichen Befindlichkeiten der Beteiligten. Eben Übergangszeit.

Daraus resultierten einige Coaching-Gespräche zur Klärung und auch um den Durchblick zu behalten. Das gerade eben Erlebte, konnte sofort in einem Coaching eingebracht werden.

Selbstwert & sich selbst bewusst sein

Der Fokus im Coaching mit der neuen Führungskraft lag zunächst darin, ein Gefühl für ihre neue Rolle zu bekommen und sich zu reflektieren. Erste Rückmeldungen und Herausforderungen im Alltag machten deutlich, wo ihre persönliche Entwicklungsrichtung lag.

Dazu konnte sie direkt und live, Wirkung und Auswirkung ihrer Führung sehen und diese, waren manchmal anders als erwartet.

Dazu kam die „extra“ Herausforderung, dass sie, wenn es im Alltag notwendig ist, auch ihrer ehemaligen Vorgesetzten „Anweisungen“ geben muss. Puhhh …!

Im Coaching konnte sie unter anderem ihren Mut dazu wiederfinden. Ziel: Mit ihrer Leitungskollegin auf Augenhöhe sprechen und arbeiten, ein echtes Führungsteam werden.

Neuer Wert als stellvertretende Leitung

Die erfahrene Leitung hatte andere und auch ähnliche Anliegen in ihrem Coaching. Der neue, selbstgewählte Platz (ganz wörtlich genommen) passte noch nicht. Gefühlter Katzentisch. Auch, wenn alles, mit dem einen oder anderen Umweg, soweit ganz richtig gelaufen ist, fühlt es sich anders an, wenn ein Wunsch zur Alltagsrealität wird.

Der Blick auf die Kollegen im Team, aus einer neuen Perspektive, generierte auch viele neue Erkenntnisse. Wie mit Eltern umgehen, die immer noch zu einem kommen? Wie mit Kolleginnen, die das pädagogische Konzept so ganz anders umsetzen als gedacht? Der neuen Leitung „petzen“? Nein …!

Sie konnte im Coaching ihren Gefühlen Ausdruck verleihen und reflektieren, dass ein gemeinsames Gespräch mit ihrer Nachfolgerin zur Klärung hilfreich wäre. Ein echtes Führungsteam werden. Auch war es ihr möglich, ihren Wert als stellvertretende Leitung (und nicht mehr als Leitung) von ihrer Person zu trennen und sich Zeit zu geben, sich in ihre neue Rolle einzufinden.

Reden ist Gold!

Beide kamen unabhängig zu dem Schluss: Reden ist Gold!

Und zwar miteinander. Wie so oft ist Kommunikation der Schlüssel. Nach einzelnen Coachingterminen gab es ein Gespräch, in dem beide Kolleginnen sich ausgetauscht haben und ausdrücken konnten, wie sie sich selbst fühlen, wie sie die jeweils andere sehen und welchen Eindruck sie haben. Wo fehlt noch Unterstützung, welche Fragen gibt es und wie gehen wir mit den Herausforderungen um. Welche Erwartungen haben beide an die jeweils andere und welche Bedürfnisse? Ziel: Eine regelmäßige Kommunikation im Kitaalltag sicherstellen und damit die Handlungsfähigkeit aller.

Erkenntnisse

  • Jede Führungs- und Leitungskraft hat immer ihre ganz eigene Sicht auf die Dinge.
  • Regelmäßiger Austausch im Führungs- und Leitungskreis ist wichtig.
  • Kooperation und Kollaboration im Kitaalltag nutzen.
  • Auch wenn die Absicht gut ist, ist es die daraus folgende Wirkung nicht immer.
  • Konflikte ansprechen, lösen, nicht vermeiden.
  • Gute Kommunikation gemeinsam gestalten.

Nach dem Gespräch ist vor dem Gespräch

Der Abstand der (Einzel-)Coaching Gespräche hat sich in der Zwischenzeit verlängert und sie werden dazu genutzt, zu reflektieren und kleinere Kurskorrekturen vorzunehmen. Das Gute daran ist, dass jede Leitungskraft in der Zwischenzeit für sich gesehen und erfahren hat, dass der Schritt, der für beide ganz schön groß war, der richtige ist. Wenn ein Coaching damit anfängt, dass jemand sagt, dass der eingeschlagene Weg der richtige war und man es sich nicht mehr anders vorstellen kann, ist die Leitungskraft im Flow und kann ihr volles Potenzial entfalten.

Arbeitest Du auch schon im „Flow-Zustand“?

 

„Du kannst die Wellen nicht stoppen, aber Du kannst lernen auf ihnen zu surfen.“

Jon Kabat-Zinn

Allgemeiner Hinweis zum Führungs- und Leitungskräfte Coaching:

Das Führungs- und Leitungskräfte Coaching ist ein Teilbereich des vielfältigen Coaching-Angebots auf dem Coaching-Markt. Es ist „Hilfe zur Selbsthilfe“, eine effektive Methode, Führungs- und Leitungskräfte in einer Kita individuell zu begleiten. Es dient in der Regel dazu, einen Reflexionsprozess anzustoßen, die Führungskompetenzen (weiter) zu entwickeln, die Leistungsfähigkeit zu erhalten, Ressourcen zu finden und Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Es können Ziele definiert, das Zeitmanagement bearbeitet oder auch Lösungen für konkrete Problemsituationen gefunden werden.

Kolumnistin Andrea Höddinghaus

Andrea Höddinghaus ist zertifizierte sys­temische Coachin und begleitet Führungskräfte- und Team-Coachings im Kita-Kontext.

Autorin Andrea Höddinghaus

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