Das Martinsfest zieht Kinder jährlich von Neuem in seinen Bann. Das Basteln der Laternen, die Geschichte der Mantelteilung, der Laternenumzug, das Singen der Lieder – all diese Dinge lassen das Fest zu einem faszinierenden Ereignis werden, in dessen Zentrum ein Heiliger steht.
Religionspädagogische Bedeutung des Martinsfestes
Regelmäßige Feste und Bräuche prägen den Jahreskreis. Sie unterbrechen den Alltag und setzen eigene inhaltliche Akzente. Solch eine „sinnvolle Unterbrechung“ ist das Martinsfest. Es führt aus dem Alltag heraus und erinnert an das, was für das menschliche (Zusammen-)Leben wichtig ist.
Im Gegensatz zu vielen anderen Heiligen wissen wir einiges über das Leben dieses Mannes, der im vierten Jahrhundert gelebt hat, aus sicherer Quelle. Die erste Biografie über Martin von Tours, die „Vita S. Martini“, stammt von Sulpicius Severus, einem Freund von Martin. Die biografischen Legenden rund um den heiligen Martin haben die Menschen angeregt, diese Überlieferungen aus dem Leben des Heiligen in Symbolen bzw. symbolischem Handeln immer wieder neu zu „sagen“.
Licht- und Wegsymbolik
Rund um das Martinsfest haben sich dabei zahlreiche Bräuche entwickelt. Diese christlich geprägten Bräuche sind sichtbare Zeichen für das, was den christlichen Glauben in seiner Tiefe ausmacht.
Gerade die Lichtsymbolik, die beim Laternenumzug ebenso im Zentrum steht wie bei zahlreichen anderen religiösen Bräuchen, weist darauf hin, dass Christen auf die Macht des Lichtes vertrauen, das alle Dunkelheiten menschlicher Existenzen zerreißen kann. Die Wegsymbolik, die im Martinszug aufgegriffen wird, ist eine symbolhafte Einübung der christlichen Nachfolge: Die Kinder brechen mit ihren Laternen auf und folgen dabei dem Vorbild des heiligen Martins bzw. dem Licht, das von diesem Heiligen ausgeht. Durch die Teilnahme an diesem volkstümlichen Brauchtum werden Kinder an die christliche Botschaft herangeführt und verinnerlichen zentrale christliche Aussagen.
Kindern religiöse Erfahrungen ermöglichen
Das Brauchtum mit seinen zahlreichen, zunächst recht „bunt“ anmutenden Facetten wirkt mitunter wie ein oberflächlicher Ausdruck von Religiosität. Tatsächlich handelt es sich bei vielen religiösen Bräuchen aber um ein stark verdichtetes religiöses Handeln, das zum einen alle menschlichen Sinne anspricht und zum anderen in der Lage ist, Menschen in ihrer Tiefendimension zu erreichen: Wenn Kinder neben dem Hören der Martinsgeschichte diese auch im Spiel szenisch umsetzen, wenn sie die lichtbringende Erfahrung einer Laterne in der Dunkelheit machen, wenn sie die Lieder selbst gesungen haben, wenn sie Martinswecken gebacken und gekostet haben, dann werden sie von dieser Erfahrung noch lange zehren, weil sie für sie begreifbar und erlebbar war. Wenn es gelingt, Kindern diese im Brauchtum „verborgenen“ religiösen Erfahrungen zu ermöglichen und diese Erfahrungen darüber hinaus auch kognitiv zu reflektieren, entwickeln Kinder für ihr Leben ein tragfähiges religiöses Fundament.
Das Brauchtum rund um das Martinsfest kann dabei einen wertvollen Beitrag leisten. Es lädt Kinder dazu ein, eine Sensibilität zu entwickeln und sich für die Not anderer Menschen zu öffnen, um wie der heilige Martin Licht in das Leben anderer Menschen zu bringen.
Gestaltungsanregung: Laternenumzug
Materialien:
- bunte Tafelkreide
- pro Kind ein schwarzes Tonpapier, DIN A4
Und so wird’s gemacht:
Aus der Kreide wird zuvor „Zuckerkreide“ hergestellt: Sie entsteht, wenn die Kreiden für ca. 20 Minuten in ein Schälchen mit Zuckerwasser gelegt werden. 3–4 EL Zucker werden in dem Wasser aufgelöst, die Kreiden sollten ganz mit Wasser bedeckt sein. Anschließend wird das Wasser weggegossen und mit den feuchten Kreiden kann gemalt werden. Die Leuchtkraft dieser Farben ist sehr hoch.
Die Bilder werden im Hochformat gemalt: Jedes Kind malt mit der Kreide, wie es mit seiner Laterne in der Dunkelheit unterwegs ist. Später werden alle Bilder zu einem langen Laternenumzug nebeneinander gehängt.

Viele Grüße von der
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