In diesem Teil der Kolumne „In der Krippe ist was los“ stellt Eva Danner die Frage „Müssen Krippenkinder aufräumen?“. Ordnung muss sein. Auch in der Krippe? Viel Spaß beim Lesen!
Müssen Krippenkinder aufräumen?
Am Morgen, kurz bevor die ersten Kinder kommen, sind Spielzimmer, Flur und die anderen Räumlichkeiten aufgeräumt, ordentlich und einladend. Eine Stunde später sieht es da schon ganz anders aus. Spielsachen liegen verteilt auf dem Boden, die übersichtliche Anordnung von Materialien auf Schränken und Regalen ist irgendwie abhandengekommen und auch im Rollenspielbereich – nun sagen wir einmal – war vor nicht allzu langer Zeit noch eine andere Art von Ästhetik erkennbar. Und nun? Wie können wir das Problem jetzt lösen? Vielleicht indem die Kinder sofort ihre Spielsachen aufräumen, wenn sie damit fertig sind und etwas Neues beginnen wollen? Schwierig. Aber brauchen wir überhaupt Ordnung? Müssen die Räumlichkeiten aufgeräumt sein, wenn zehn Minuten später ohnehin wieder ein heilloses Durcheinander herrscht?
Ordnung gibt Sicherheit
Früh am Morgen, wenn noch keine Kinder vor Ort sind, bereiten wir „Spielinseln“ vor. Verschiedene Materialien und Spielsachen werden von uns ansprechend an verschiedenen Stellen arrangiert, sodass sie einen hohen Aufforderungscharakter besitzen und in der Regel selbsterklärend sind. Die Kinder können sich auf diese Weise sofort mit etwas beschäftigen, worauf sie Lust haben. Ist das Spiel beendet, so arrangieren wir es neu, damit auch die anderen Kinder ein einladendes Spielerlebnis vorfinden können. Natürlich animieren wir die Kinder auch dazu, beispielsweise ihr Puzzle wieder zurück in das Regal zu stellen oder das Bilderbuch nicht einfach liegen zu lassen. Alle Spielmaterialien haben einen festen Platz und die Kinder wissen bereits nach kurzer Zeit, wo diese zu finden sind. Diese Ordnung gibt ihnen Sicherheit und die Kleinen finden sich innerhalb dieser Strukturen leichter zurecht.
So spielen Krippenkinder
Bespielte Dinge sofort nach Beendigung wieder aufzuräumen, überfordert Krippenkinder oft noch. Dies liegt daran, dass sie anders spielen als ältere Kinder. Oft sind die Kleinen mit Ausschütten und Ausräumen beschäftigt. Nicht selten werden Spielsachen von A nach B transportiert oder die einen Dinge mit den anderen vermischt. Diese Art des Spielens ermöglicht es den Kindern, Materialien und ihre Funktionsweisen zu erkunden, sich einen Überblick zu verschaffen und ihre Umgebung zu entdecken. Ein Außenstehender würde dies wohl als „Chaos“ bezeichnen. Doch für die Kinder ist dies kein mutwilliges Zerstören unserer Erwachsenen-Ordnung, sondern es ist ein sich Auseinandersetzen mit ihrer Umwelt. Deshalb sollten wir dieses „Spielen“ auch keinesfalls unterbinden oder ihre Bedeutsamkeit unterschätzen. Wir können jedoch Möglichkeiten schaffen, dieses Spielverhalten auch beim Aufräumen zu nutzen, um gemeinschaftlich wieder Ordnung in die Zimmer zu bringen.
Gemeinsamkeit als Schlüssel zum Erfolg
Viele Dinge funktionieren in der Gemeinschaft bekanntlich besser als alleine. Das ist beim Aufräumen nicht anders. So kann es eine gute Gelegenheit sein, beispielsweise bevor der Morgenkreis stattfindet, zusammen die Zimmer aufzuräumen. Ein Lied, Sprechvers oder akustisches Signal kann diesen Abschnitt des Tages ankündigen. Jede/-r hilft entsprechend seinen Fähigkeiten mit, die Räumlichkeiten wieder in Ordnung zu bringen. Mit direkter Ansprache haben wir gute Erfahrungen gemacht: „Wer weiß wohin das Puzzle gehört?“ oder „Kannst Du bitte dieses Buch in die Bücherkiste legen?“ Auf diese Weise helfen alle mit und erleben sich als Teil der Gemeinschaft. So macht meist sogar das Aufräumen Spaß.
Sprechvers:
1-2-3. Kommt alle herbei.
Alle Kinder klein und groß,
räumen auf und jetzt geht’s los.
Fazit: Ordnung in der Krippe ist wichtig. Und wenn das Aufräumen von uns Fachkräften im richtigen Maße angeleitet wird, können schon die Kleinsten aktiv daran beteiligt werden.
Eva Danner ist staatlich anerkannte Erzieherin und arbeite seit vielen Jahren in der Krippe. Weiterhin ist sie seit langem als Autorin tätig und hat bereits eine Vielzahl an Fachliteratur, Praxishilfen für die pädagogische Arbeit mit Kindern und diverse Kreativbücher veröffentlicht.

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