Im neuen Teil der Kolumne „Das ist ja wie im Kindergarten“ von Tanja Siepmann geht es dieses Mal um das Miteinander zwischen pädagogischen Fachkräften und Kita-Assistenzen. Unsere Autorin Tanja Siepmann sagt ganz klar: „Ohne Inklusionskräfte geht es nicht!“
Wir müssen reden! Dass es in so mancher Kita-Regelgruppe fast mehr Kinder mit erhöhtem Förderbedarf gibt als ohne, ist inzwischen beinahe Normalität geworden. Gründe könnte man vielerorts suchen und finden, Corona ist nicht zuletzt einer davon. Kleine Menschen deren gesunde Entwicklung von vielfältigen Sozialkontakten abhängig ist, sollte man nicht isolieren, das wissen wir jetzt.
Pädagogische Fachkräfte sind im Alltag oft überfordert
Aber nicht nur Umweltfaktoren sind verantwortlich für erhöhten Förderbedarf. Angeborene oder erworbene Behinderungen, Genanomalien, Entwicklungsverzögerungen, Stoffwechselstörungen, seelische oder geistige Beeinträchtigungen, die Liste von möglichen Ursachen ist lang. Fest steht, pädagogische Fachkräfte sind im Alltag häufig überfordert mit den zahlreichen und unterschiedlichen Förderbedarfen und Bedürfnissen der betroffenen Kinder. Die Begleitung von Kindern mit erhöhtem Förderbedarf durch zusätzliche Kräfte, den sogenannten Kita-Assistenzen ist da doch eine hervorragende Idee.
Keine Aufnahme von Kindern mit erhöhtem Förderbedarf
Nur leider harkt es in der Umsetzung häufig. Wie hilfreich es ist, Quereinsteiger und fachfremde Mitarbeiter/-innen gerade da einzusetzen, wo besonderes Fachwissen und Feingefühl notwendig ist, sei mal dahingestellt. In Zeiten von Fachkräftemangel eine Lösung mit der man arbeiten kann. Inzwischen bieten Schulen und Träger Ausbildungen zum Integrationshelfer an, womit ein Anfang Richtung Professionalität gemacht wurde.
Ich habe in der Praxis beides erlebt. Kita-Assistenzen, die trotz fehlender pädagogischer Ausbildung hervorragende Arbeit leisten und die ihnen anvertrauten Kinder liebevoll begleiten, fördern und integrieren. Mir sind aber auch Kolleginnen und Kollegen begegnet, die mit ihrer Aufgabe überfordert waren und nicht selten das Handtuch geworfen haben oder durch häufige Abwesenheit glänzten. Wie sich die dadurch entstehenden, wiederholten Beziehungsabbrüche auf Kinder auswirken, die ohnehin Schwierigkeiten damit haben, sich auf Beziehung einzulassen, kann man sich vorstellen. Für pädagogische Fachkräfte im Gruppendienst sind häufiger Personalwechsel oder unzuverlässige Anwesenheit ebenfalls belastend.
Fest steht, wir brauchen
Kita-Assistenzen in den Kitas. Wir wären aufgeschmissen ohne sie. Müssten wir auf ihre Unterstützung verzichten, hieße das in der Konsequenz, dass Einrichtungen die Aufnahme von Kindern mit Behinderungen und erhöhtem Förderbedarf ablehnen müssten. Weder dies, noch überforderte pädagogische Fachkräfte kann und darf Ziel sein.
Fehlende Akzeptanz steht einer Integration entgegen
Problematisch ist häufig auch die Integration der Kita-Assistenzen ins Kita-Team. Die Bereitschaft diese als gleichwertiges Teammitglied zu akzeptieren, lässt häufig zu wünschen übrig. Sie können es fast nicht richtig machen. Sind sie engagiert und haben auch einen Blick auf die anderen Kinder, werden sie zurechtgewiesen, dass sie sich außerhalb ihrer Befugnis befinden. Bleiben sie zurückhaltend und konzentrieren sich auf das ihnen anvertraute Kind, kleben sie zu sehr an ihrem Schützling.
Nicht selten fühlen sich pädagogische Fachkräfte in die Parade gefahren, wenn die Kita-Assistenz ihre Meinung äußert. „Wollen die uns jetzt sagen, wie wir unseren Job zu machen haben?“. Richtig beliebt werden die Kita-Assistenzen aber wieder, wenn sie ungeliebte Aufgaben wie den Küchendienst, übernehmen, den Flur fegen oder „mal eben“ einen Blick auf die Gruppe halten, damit die pädagogische Fachkraft kurz den Gruppenraum verlassen kann, um sich einen Kaffee zu holen oder die Toilette aufzusuchen.
Kommunikation für eine bessere Zusammenarbeit
Könnte das Zauberwort wieder einmal Kommunikation sein, um die Zusammenarbeit zu verbessern? Könnte es hilfreich sein, wenn sich alle Beteiligten darüber austauschen, welche Erwartungen und Vorstellungen sie haben, um dann gemeinsame Absprachen und Ziele zu finden?
Ja, ja und ja! Miteinander reden, hilft fast immer. Und da wo reden nicht hilft, kann man es mal mit schweigen versuchen. Nicht zu allem seinen Senf dazugeben, soll manchmal auch sehr hilfreich sein, habe ich gehört, besonders wenn der „Senf“ verletzend statt konstruktiv ist!
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Pädagogische Fachkräfte und Kita-Assistenzen sind keine Konkurrenten
Gedanken lesen, klappt dagegen meist nicht so gut. Kolleginnen und Kollegen können nicht wissen, welche Erwartungen und Ziele sie haben, wenn sie nicht klar kommuniziert wurden. Zusätzlich ist es wichtig, dass alle Beteiligten auf dem gleichen Informationsstand sind. Pädagogische Mitarbeiter/-innen und Kita-Assistenzen sind weder Konkurrenten, noch hierarchisch voneinander getrennt. Vielmehr sind sie wichtige Teile eines multiprofessionellen Teams, welches zum Ziel hat, die ihnen anvertrauten Kinder bestmöglich in ihrer Entwicklung zu begleiten und zu fördern.
Fehlende Planungssicherheit und befristete Verträge
Ein weiterer Aspekt, der meiner Meinung nach dringend überarbeitungswürdig ist, ist die Tatsache, dass Kita-Assistenzen sich immer noch mit schlecht bezahlten Verträgen begnügen müssen, die abhängig von der Bewilligung der Eingliederungshilfe, auf ein Jahr befristet sind. Einige Träger scheuen sich auch nicht, die Kolleginnen und Kollegen als Honorarkräfte anzustellen. Das bedeutet, dass diese weder Geld für Fehlzeiten des Kindes noch für eigene Krankheits- und Urlaubstage erhalten. Andere Träger legen vertraglich fest, einen Teil des monatlichen Lohns einbehalten zu dürfen. Die angesparte Summe wird den Mitarbeiter/-innen dann in Ferienzeiten als Lohn ausbezahlt. So sollen durchgehend Einkünfte gewährleistet werden. Beide Vorgehen haben meiner Meinung nach einen bitteren Beigeschmack.
Zu jedem Ende des Kindergartenjahrs stehen die Kolleginnen und Kollegen vor der Frage, ob die Assistenz weiter bewilligt wird, ob der Stundenumfang gekürzt wird, die Bewilligung rechtzeitig eintrifft oder in welche Kita/Schule gewechselt werden muss, um die Begleitung für ein neues Kind zu übernehmen. Ich finde, das sind alles andere als gute Arbeitsbedingungen und weit entfernt von Planungssicherheit.
Es gibt also viele Gründe offen aufeinander zuzugehen und mit, statt gegeneinander zu arbeiten. Nur so kann gute pädagogische Arbeit und Integration gelingen.

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