Im neuen Teil unserer Vorschul-Kolumne stellt Alexandra Reichenberg die Vorteile der Projektarbeit mit Vorschulkindern vor und gibt Anregungen, welche einfachen und schnell umsetzbaren Projekte sich besonders für die Vorschularbeit eignen.
Warum Projektarbeit wertvoll ist
Ich finde, dass Projekte, anhand derer Kinder lernen sich längere Zeit mit einem Thema zu beschäftigen und daran zu arbeiten, eine gute Vorübung für die Schule sind, insbesondere dann, wenn Ausdauer vorausgesetzt wird. Bis zum Schuleintritt steht das freie Spiel der Kinder noch im Vordergrund, was für die kindliche Entwicklung elementar ist und dem in jedem Fall ein hoher Stellenwert eingeräumt werden sollte. Doch auch die Konzentration auf und eine längere Beschäftigung mit einem bestimmten Thema sind eine wichtige Erfahrung, gerade für die Vorschulkinder, und deswegen betrachtet Alexandra Reichenberg in dieser Kolumne dieses Thema genauer.
Ideen für Projekte
Doch welche Projektthemen kommen für Kinder infrage? Die Antwort darauf ist ganz einfach, eigentlich alle! Da in der Kita das spielerische Lernen im Vordergrund steht, ist hinsichtlich eines gezielten Themas auch hier viel Spielraum vorhanden, kann den Interessen und dem Lebensumfeld der Kinder entsprochen werden. Damit ist dann auch von Anfang an eine hohe Motivation garantiert. Warum also nicht einfach mal das Thema Fußball in den Mittelpunkt stellen und dazu, begleitet von Spielen, Liedern, einem Fußballturnier und weiteren Angeboten, ein Lapbook, ein kleines Bilderbuch oder ein Plakat über einen längeren Zeitraum gestalten? Oder das Lieblingstier in einem Steckbrief vorstellen, ein Poster zur eigenen Familie entwickeln, im Rahmen einer Experimentierwerkstatt die Versuche in einem Schnellhefter fotografisch und mit Zeichnungen festhalten? Auch eine Schreibwerkstatt ist ein wunderbares Projekt für Vorschulkinder. Eines haben solche Projekte gemeinsam, sie fördern nicht nur die Ausdauer, sondern darüber hinaus auch den Schriftspracherwerb, erweitern den Wortschatz, können bei gemeinsamen Themen das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken, schulen die Feinmotorik und noch viele weitere Dinge.
Selbstständigkeit und Eigeninitiative fördern
Im Rahmen der Erarbeitung des Themas werden die Kinder dazu angehalten, auch selbstständig Dinge zu ihrem Projekt beizutragen, wie zum Beispiel Bildmaterial oder Bücher mitzubringen, Spielideen für die Gruppe einzubringen und von ihren Ideen zu erzählen, möglicherweise bei einem Treffen der Vorschulkinder. Der Erwerb von Medienkompetenz ist hierbei ebenfalls ein wichtiger Aspekt, wenn etwa bei einem Besuch einer Bücherei nach passenden Büchern und Spielen gesucht wird, beim Betrachten und gezielten Aussuchen von Bildmaterial oder der Recherche von Material im Internet, gemeinsam mit der Fachkraft.
Die Würdigung des Projekts
Alles, was die Kinder in ihrer Kindergartenzeit erleben und gestalten, ist wichtig und sollte entsprechend Beachtung finden, aber wenn besondere Projekte entsprechend gewürdigt werden, trägt das enorm zum Selbstwertgefühl bei. Dies kann unkompliziert und trotzdem wertig in einer Ausstellung auf einem Tisch im Flurbereich stattfinden. Werden die Arbeitsergebnisse der Kinder hier auf einem unifarbenen Tuch, gegebenenfalls durch kleine Staffeleien oder in Kisten, optisch in Szene gesetzt, und deren Entstehungsprozess durch eine Diashow dokumentiert, wird auch für die Eltern sichtbar gemacht, womit sich ihre Kinder beschäftigt haben.
Noch eine kleine Begebenheit zum Schluss
Neulich erzählte mir eine befreundete Kollegin von einem tollen kleinen Projekt, das Vorschulkinder in ihrer Kita ganz selbstständig umgesetzt hatten. Eines der Kinder kannte die Technik, aus einem DIN-A4-Blatt ein Buch zu falten. Die große Schwester des Kindes hatte dies in der Schule gelernt. Daraufhin initiierte das Kind die Gestaltung von kleinen Büchern für die Fachkräfte seiner Gruppe. Jedes der Kinder malte sich im Lauf eines Vormittags in die drei gefalteten Bücher, die anschließend als Geschenke überreicht wurden. Ich finde, das ist eine rundum gelungene Projektarbeit und das ganz ohne die Hilfe von Erwachsenen.
Alexandra Reichenberg ist Erzieherin und Kunsttherapeutin. Sie arbeitet seit mehr als 25 Jahren im Kindergarten- und Grundschulbereich sowie in der Familienbildung.

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