Im neuen Teil unserer Vorschul-Kolumne dreht sich alles um die emotionale Intelligenz. Alexandra Reichenberg gibt Impulse für die Vorschularbeit, die sich ohne viel Aufwand umsetzen lassen.
Schulreife – Was gehört alles dazu?
Wenn Kinder in ihrer kognitiven Entwicklung sehr weit sind, entsteht daraus schnell die Annahme, dass sie in jedem Fall schulreif wären. Sehr wahrscheinlich ist auch Dir diese Ansicht häufig begegnet, nicht zuletzt vielleicht auch in Gesprächen mit Eltern. Doch, wie bei so vielen Dingen, gilt auch bei der Schulreife: Die gesunde Mischung macht es! Dazu gehört nun mal eine entsprechende soziale und emotionale Reife, ebenso wie die altersgemäße körperliche und geistige Entwicklung. Man spricht hierbei auch von emotionaler Intelligenz, der Fähigkeit, sich selbst, und die eigenen Gefühle, angemessen wahrnehmen und damit umgehen zu können, wie auch die Stimmungen anderer Menschen zu erkennen und einzuschätzen. Daraus entwickeln sich so wichtige Kompetenzen wie Empathie, der respektvolle Umgang miteinander, Frustrationstoleranz, Konfliktbewältigung, aber auch die Befähigung, sich in bestimmten Situationen durchsetzen zu können. All dies sind wichtige Voraussetzungen für die Kinder, sich in der Schule und innerhalb einer Gruppe zurechtzufinden und Teil davon zu werden. Die Wichtigkeit dieses Aspektes liegt eigentlich auf der Hand und ist doch manchmal schwer zu vermitteln, gerade auch in der Elternarbeit, in einer Welt, in der messbare Leistung häufig alles ist.
Soziale Kompetenzen spielerisch fördern
Durch ganz unterschiedliche besondere Aktionen werden die zukünftigen Schulkinder in ihrem letzten Jahr in der Kita bestmöglich auf die Schule vorbereitet. Gemeinschaftsaktivitäten in der Gruppe, auch Angebote in denen die Kinder lernen Verantwortung zu übernehmen, haben hierbei einen positiven Effekt hinsichtlich der Entwicklung sozialer Fähigkeiten. Dies können etwa Koch- oder Backaktionen sein, das Anlegen eines Beetes auf dem Außengelände, Projekte für einen guten Zweck wie eine Müllsammelaktion oder ein Sponsorenlauf, ebenso ist ein Patenprogramm für die neuen Kita-Kinder eine gute Option. Besonders bieten aber auch verschiedene Spiele hier einiges an Potenzial. Die Kinder hierbei in ihrer Gruppendynamik und Entwicklung zu beobachten, ist immer wieder bemerkenswert. So geht es jedenfalls mir.
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Wie Kinder mit schwierigen Situationen umgehen, ist einer Frage ihrer Resilienz. Unter dem Thema Resilienz soll diese Ausgabe von Bausteine Kindergarten Impulse und Anregungen bieten.
Theater und mehr
Bei Rollen- und Kooperationsspielen der unterschiedlichsten Art treten die Kinder in Interaktion miteinander und trainieren spielerisch ihre sozialen und emotionalen Kompetenzen. Das Spektrum der Möglichkeiten dabei ist groß. Hier ein paar Impulse für die Praxisarbeit, die sich ohne viel Aufwand umsetzen lassen.
Pantomime und kleine Rollenspiele
Spiegelbild: Die Kinder stellen sich paarweise gegenüber auf. Ein Kind ist der Spiegel. Das andere Kind „schaut dort hinein“. Dabei verändert es seine Mimik und führt Bewegungen aus. Der „Spiegel“ beobachtet das Kind genau und imitiert es.
Im Museum: Aus der Gruppe werden zwei bis drei Kinder als Museumswärter/-in und ein Kind als Räuber/-in ausgesucht. Die Wärterkinder wissen jedoch nicht, welches Kind als Räuber/-in bestimmt wurde. Die übrigen Kinder verwandeln sich in Skulpturen in einem Museum. Hierzu nehmen sie eine Position ein, in der sie möglichst lange bewegungslos verharren können. Das kann stehend, liegend oder sitzend sein. Das Räuberkind schleicht leise durch das Museum, um eine Skulptur zu stehlen, als die Wärterkinder dazu kommen, die ihren Rundgang durch die Ausstellung machen. Nun muss das Räuberkind sich als Skulptur tarnen, um nicht entdeckt zu werden. Hierzu nimmt es, ähnlich den Skulpturenkindern, eine starre Haltung ein. Diese Position kann das Kind aber nicht lange beibehalten und verändert sie immer wieder ganz leicht. Erkennen die Wärterkinder durch genaues Beobachten das Räuberkind?
Pantomime: In kleinen pantomimischen Darbietungen stellen die Kinder Stimmungen dar oder sie zeigen sich als eine bestimmte Person beziehungsweise als Tier. Aufgaben können zum Beispiel sein:
- Hüpfe fröhlich durch den Raum.
- Stampfe wütend umher.
- Gehe langsam und gebeugt, wie ein alter Mann mit einem Spazierstock.
- Schreite majestätisch wie ein König.
- Schwebe leicht wie ein Schmetterling.
- Schleiche vorsichtig auf allen Vieren wie eine Katze.
Kooperationsspiele für die Turnhalle
Alle Kinder auf einem Kasten: Ein großer Kasten wird in der Turnhalle aufgestellt und rundherum mit Matten gesichert. Nun sollen es so viele Kinder wie möglich, oder eine vorher festgelegte Gruppe, schaffen, auf dem Kasten zu stehen oder zu sitzen. Dabei darf niemand den Boden berühren. Schaffen die Kinder es, einen Moment lang gemeinsam auf dem Kasten zu bleiben?
Tipp: Das Spiel kann auch auf einer Matte oder einem großen Stück Zeitungspapier gespielt werden.
Das Sortierspiel: Alle Kinder stellen sich auf eine Turnbank, die mit Matten gesichert wurde. Nun sortieren sie sich auf bestimmte Anweisungen hin, zum Beispiel: nach der Größe, dem Alter oder der Haarfarbe, nach der Farbe der Kleidung, dem Geburtsmonat und so weiter. Währenddessen müssen die Kinder aber immer auf der Bank bleiben. Keiner darf dabei auf den Boden kommen. Das ist gar nicht so einfach und bedarf einiger Rücksichtnahme aufeinander und konkreter Absprachen.
Ich hoffe, ich konnte Dir in dieser Kolumne ein paar Impulse für Deine Vorschularbeit geben und wünsche Dir viel Spaß beim Ausprobieren der Spiele mit den Kindern. Vielleicht machst auch Du dabei einige bemerkenswerte Beobachtungen!
Alexandra Reichenberg ist Erzieherin und Kunsttherapeutin. Sie arbeitet seit mehr als 25 Jahren im Kindergarten- und Grundschulbereich sowie in der Familienbildung.

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