Dem immer widerkehrenden Alltags-Konflikt, dass Eltern ein krankes Kind in die Kita bringen, begegnen pädagogische Fachkräfte ständig und stellt sie vor große Herausforderungen. Wie kann man sich für die Diskussionen mit den Eltern gut wappnen und wie kann man sich als Team darauf vorbereiten? Mehr dazu in diesem Beitrag.
Infektionsschutz, gesetzliche Vorgaben und praktische Umsetzung
Wer kennt das nicht, Kinder, die einem vertraulich ins Ohr flüstern, dass sie sich letzte Nacht übergeben haben, Eltern, die fiebrige Kinder, gepimt mit Fieberzäpfchen, in die Kita bringen, eitrige Bindehautentzündungen, die als unbedenkliche Allergie verkauft werden und vor Husten bellende Kinder, die eigentlich ein paar Tage Erholung im heimischen Bett gebraucht hätten.
Häufig werden uns Kinder in einem gesundheitlichen Zustand in die Kita gebracht, für den sich Eltern locker eine Woche Krankenschein gegönnt hätten.
Es gibt klare Vorgaben der Gesundheitsämter, an die wir uns halten dürfen und müssen. Unter welchen Umständen Kinder nicht mehr betreut werden dürfen und wie lange sie von der Kita ferngehalten werden müssen, ist keine individuelle Good-Will-Entscheidung der jeweiligen Fachkraft, sondern sind Vorgaben, die ohne Verhandlungsspielraum für alle Familien gelten müssen.
Betreuung von kranken Kindern ist kein Dienstleistungsangebot
Kranke Kinder werden sicher nicht aus Rücksichtslosigkeit in die Kita gebracht, sondern aus dem Druck heraus, der auf berufstätige Eltern lastet.
Arbeitgeber/-innen zeigen sich häufig nicht sehr verständnisvoll, wenn Mitarbeiter/-innen von ihren „Kinderkrank“-Tagen Gebrauch machen. Über einen Plan B, wie Großeltern oder Freunde, die vorrübergehend die Betreuung des erkrankten Kindes übernehmen können, verfügen viele Eltern nicht mehr. Das Unverständnis, dass die Betreuung von kranken Kindern nicht zum Dienstleistungsangebot von Kitas gehört, wird in der Elternschaft deutlich lauter. Da Kinder häufiger Infekte erleiden, scheint man die Meinung zu vertreten, dass Institutionen, die sich auf die Betreuung von Kindern spezialisiert haben, diesen Umstand mit in ihr Arbeitsfeld einbeziehen müssen.
Aufklärung beim Infektionsschutz
Seit der Corona-Krise müsste allen aber einmal mehr klar geworden sein, dass sich so ein Virus nicht auf Einzelne beschränkt, sondern in der Masse verbreitet wird. Auch vor den Mitarbeiter/-innen einer Kita macht er nicht halt. Um ein komplettes Team lahmzulegen, reichen auch wesentlich harmlosere Viren aus, als COVID!
Unter www.kindergesundheit-info.de bietet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Materialien sowohl für Fachkräfte, als auch für Eltern, die hilfreich bei der Aufklärung und Durchsetzung von Infektionsschutz in der Kita sein können. Wichtig ist, dass Dein gesamtes Team vertraut ist, mit den gesetzlichen Vorgaben und diese ohne Ausnahme anwendet.
Chronische Krankheiten
Anders sieht die Sache bei chronisch kranken Kindern aus. Selbstverständlich darf ein Kind mit Allergien, Asthma, Epilepsie oder Diabetes nicht vom Kitaalltag ausgeschlossen werden. Hier ist aber ein erhöhtes Maß an Aufmerksamkeit nötig und geschultes Personal, das willens und in der Lage ist, Notfallmedikamente zu verabreichen und medizinische Hilfsmittel zu verwenden. Hierfür ist eine Erlaubnis der Eltern notwendig und eine Verordnung des/der behandelnden Arztes/Ärztin. Das Kolleginnen und Kollegen, aus Angst vor einem Restrisiko, von ihrem Recht gerbrauch machen, eine solche Verabreichung zu verweigern, führt im schlechtesten Fall dazu, dass chronisch kranken Kindern der Besuch der Kita verwehrt bleibt.
Konzeptionstag
Diese Angst und Unsicherheit kann mit einer Schulung für das gesamte Team aus dem Weg geräumt werden. Neben dem Erste-Hilfe-Kurs, der ja ohnehin für jede/-n päd. Mitarbeiter/-in Pflicht ist, gibt es die Möglichkeit, medizinisches Fachpersonal für Schulungen in Deine Kita einzuladen.
Warum nicht mal einen Konzeptionstag veranstalten, der Zivilisationskrankheiten aufgreift, die uns im Kitaalltag häufiger begegnen können? Hier kann Grundwissen z.B. über Allergien, Diabetes oder Epilepsie vermittelt werden, Fragestellungen des Teams können erörtert werden und der praktische Umgang mit den nötigen medizinischen Materialien und Medikamenten kann geübt werden.
Tipp: Nutze „Expertinnen und Experten“ aus Deinem Umfeld. Gibt es in der Elternschaft medizinisches Fachpersonal oder Eltern, die schon lange selbst mit einer chronischen Krankheit leben und offen damit umgehen? Vielleicht ist man bereit, dem Team einen kleinen Einblick in die Materie zu geben. Das kann erste Berührungsängste nehmen.
Viele Grüße von der
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