BAUSTEiNE KiNDERGARTEN

Online-Coaching auch in der Kita?

Online-Coaching auch in der Kita? Gespräch am Laptop
© fizkes – Adobe Stock

Im neuen Teil der Kolumne „I ❤️ Kita-Coaching“ stellt Andrea Höddinghaus die Möglichkeiten des Online-Coachings in der Kita vor.

Entdecke die Möglichkeiten

… war der Werbeslogan eines nordischen Möbelhauses, noch bis vor einigen Jahren. Der Slogan ist so ein bisschen zu meinem persönlichen Motto als Coachin geworden, seit das Thema Coaching auch online und remote stattfinden kann. Online? Coaching? Nicht in Präsenz? Das haben sich auch viele Coaches gefragt. Die einen haben es kategorisch abgelehnt, andere waren unsicher, wieder andere haben sich darauf eingelassen und, (wie kann es auch anders sein …) ein paar wenige haben die Möglichkeiten auch gleich für sich ausgenutzt. Aber, dazu später im Text.

Online-Coaching? Geht denn das überhaupt? Ja! Und das hat sich dann auch noch Pandemie bedingt verstärkt.

Wer vorher gar nichts damit zu tun haben wollte, war spätestens zu diesem Zeitpunkt mehr oder weniger gefragt, sich zu verändern. Und wie das bei einer Veränderung ist – jeder geht anders damit um.

Herausforderungen von Coaches:

  • das eigene digitale Angebot
  • die Technik, Ausstattung und Umgang damit
  • Planung & Organisation, Termine, Sessions, Methoden
  • Umsetzung
  • das eigene Mindset dazu

 

Die Herausforderungen einer Kita, die mit Coaches und Supervisoren zusammenarbeitet, sind nahezu identisch.

Risiken und Nebenwirkungen

Risiken und Nebenwirkungen zeigen, dass es auch online die Möglichkeiten gibt, Daten zu missbrauchen, den Datenschutz zu verletzen. Dazu kommen Themen wie Algorithmen und künstliche Intelligenz, die Wirkung auch im Coaching zeigen.

Eingeschränkte Kommunikation?

Auf der natürlichen Seite besteht auch die Gefahr, dass Coachee und Coaches sich missverstehen. Einmal auf Grund einer wackeligen Internetverbindung, schlechter Licht- und Tonverhältnisse und auch die Position der Kamera ist manchmal störend. Dadurch ist ein Teil der nonverbalen Kommunikation eingeschränkt. Die Coaches brauchen ein bisschen Übung und Erfahrung, den Coachingprozess durch schwierige oder besonders emotionale Phasen, professionell zu gestalten und den Raum „zu halten“.

Die gute Botschaft

Es geht und es gibt gute Lösungen. In der Regel finden sich im eigenen Team immer digital Interessierte und auch für den digital aufgewachsenen Nachwuchs steckt eine Möglichkeit im Thema, die sich nutzen lässt. Für ein eher analoges Team gibt es in der Zwischenzeit viele Unternehmen, die Deine Kita bei der Digitalisierung unterstützen. Wir haben alle schon erlebt, wie störend eine unsichere Internetverbindung in einem Online-Meeting sein kann. So etwas ist in einer Coaching-Session besonders nervig, gerade dann, wenn es emotional herausfordernd ist.

Raketenwissenschaft

Ist es nicht. Eine sichere Verbindung, Datenschutz, ein Raum der Ruhe und Privatsphäre bietet, ist sicher nicht erst für ein Online-Coaching zu einem präsenten Thema in der Kita geworden. Thema: Sicherheitsstandards.

Was sind die Vorteile, was spricht für Online-Coachings? Der größte Vorteil für alle Seiten ist sicher die Flexibilität. Örtliche und zeitliche Möglichkeiten erlauben es, ein Coaching in den Arbeitsalltag zu integrieren, ohne Reiseaufwand, ohne Reisekosten. Viele Organisationen und Kitas finden mit ihren Mitarbeitenden auch die Einigung, dass ein Coaching dem Team zur Verfügung gestellt und die Kosten übernommen werden und im Gegenzug dazu, die Mitarbeitenden die Coaching-Termine in ihre Freizeit legen. Ein weiteres Argument, was dafürspricht, ist, dass Online-Coaching-Angebote günstiger sind. Einige Faktoren auf beiden Seiten fallen weg (z.B. Raummiete des Coaches, Anreisekosten, …).

Professionelle Distanz

In manchen Fällen ist es auch von Vorteil, eine räumliche Trennung zu haben. Es kann leichter sein, als Coachee im eigenen Umfeld zu sitzen und einem Gegenüber, aus der Distanz heraus ein belastendes Thema zu beschreiben. Wichtig ist, wie in allen anderen Coaching Situationen auch, das Thema Vertrauen und der Beziehungsaufbau zwischen den Beteiligten. Wie schnell das auch online geht, hat mich selbst am Anfang sehr überrascht. Es zeigt sich auch wie wichtig gutes Zuhören, aktives Nachfragen, Wertschätzung, Transparenz und Ehrlichkeit sind. Das wissen wir schon aus den Präsenzcoachings. Wenn die Beziehung zwischen Coach und Coachee nicht passt, ist es „egal“, ob on- oder offline gearbeitet wird.

Visualisierung

Inzwischen gibt es, neben den gängigen Plattformen für Online-Meetings, gute Plattformen, die Coaches nutzen können. Hier ist Handwerkszeug hinterlegt, die im Coaching eingesetzt werde können. Metapläne, Moderationskarten oder Online System Bretter, an denen ganze Aufstellungen gemacht werden können. Das bietet viele andere, auch neue Perspektiven. Wir können Fotos machen, Bilder einsetzen und speichern.

Qualifikation

Wichtig ist, dass Du mit Coaches arbeitest, die qualifiziert und online affin sind, die ihre Methoden online ein- und umsetzen können. Das Thema Qualifikation habe ich in vorhergehenden Kolumnen schon eingehend beschrieben. Der Zugang zu Online-Coachings ist leicht. Achte bei der Wahl der Coaches, die für Dich auch oder ausschließlich online arbeiten sollen, genau auf diese Kompetenzen. Auch hier können sich Coaches aus- und weiterbilden. Nach „Online-Quallis“ von Coaches, mit denen Du arbeiten möchtest, solltest Du nicht suchen müssen. Sie sollten klar erkennbar und transparent sein.

Kreativität und Anpassungsfähigkeit

Ganz am Anfang meiner eigenen Online-Coaching-Tätigkeit überraschte mich eine junge Klientin, Leitungskraft, die sich per Smartphone im Auto in ihre Coaching-Session einwählte. Auf einem Parkplatz, in der Nähe ihrer Kita. Sie hatte keine Ruhe, keinen Raum in der Einrichtung. O.K., dachte ich, dann eben so, bevor sie ihr Anliegen gar nicht bearbeitet. „Besser als nix“. Die Leitungskraft war „geladen“. Sie ärgerte sich über eine Kollegin, über eine Situation im Alltag, die immer wieder falsch lief. Dabei war sie in ihrem Redefluss gar nicht mehr zu stoppen. Ich tat es trotzdem. Spontan entschied ich mich dazu, die junge Leitungskraft zu bitten, aus dem Auto auszusteigen, einmal darum herumzulaufen, und auf der anderen Seite, wieder einzusteigen. Sie sollte dabei auf dem Beifahrersitz einmal in die Rolle der Person schlüpfen, über die sie sich die ganze Zeit aufgeregt hatte. Positionswechsel als Intervention einmal anders (sie durfte anschließend auch das Steuer wieder übernehmen).

Das eine, das andere, beides oder nichts davon …

Folge Deinem Gefühl, Deinen Anforderungen und Wünschen an ein Coaching. Du kannst wählen. Welche Variante ist die richtige für Dich als Leitungskraft und für Dein Team? Eine gute Option kann auch eine Kombination von Online- und Präsenz-Coachings sein.

Mix & Match

Am Anfang wird mit einem Präsenztermin gestartet, der Coaching-Prozess läuft online und der Abschluss ist dann wieder in Präsenz. Alternativ geht es auch gut nach Bedarf und Abstimmung. Wann passt was?

Gerade heute morgen hat sich eine Leitungskraft bei mir gemeldet:

„Bei uns überschlagen sich die Ereignisse zum Jahresstart leider ein wenig und ich habe gestern Abend kurzfristig einen weiteren Termin hereinbekommen.

Es tut mir wahnsinnig leid, dass dies nun so kurzfristig kommt, aber wäre es möglich, dass wir unseren Termin heute Nachmittag online umsetzen? Das spart mir Zeit“.

„Klar!“ denke ich. Mir erspart das heute auch den Weg in die Stadt bei Schnee und mit der Zeit kann ich auch gut etwas anfangen. Mit der Leitungskraft arbeite ich schon länger zusammen und so fällt für beide Seiten der Termin heute nicht aus.

Mach das Beste draus

… lautet einer der aktuellen Werbeslogans des besagten Möbelhauses Damit schließt sich doch der Kreis ganz gut, als kleine Motivation, die Chancen von „Online-Coachings“ in Deiner Kita sinnvoll und bewusst zu nutzen.

Kolumnistin Andrea Höddinghaus

Andrea Höddinghaus ist zertifizierte sys­temische Coachin und begleitet Führungskräfte- und Team-Coachings im Kita-Kontext.

Autorin Andrea Höddinghaus

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