In unserer Kolumne „Dokumentieren im Elementarbereich“ erläutert Nina Held im dritten Teil ihr Verständnis von Portfolio-Arbeit im Kindergarten und gibt wertvolle Anregungen wie man diese zeitsparend in die tägliche pädagogische Arbeit einbinden kann.
Nach der Be-Do-NRW Studie ist die Portfolio-Arbeit das am häufigsten genutzte Dokumentationsverfahren in NRW. Aber was genau versteht man unter Portfolio-Arbeit?
Portfolio als Dokumentationsform in der Kita
Portfolio kommt aus dem Lateinischen und lässt sich sinngemäß mit „zusammengetragene Blätter“ übersetzen.
Das Portfolio begleitet das Kind in der Kita-Zeit. Ich sehe es als eine Art Biografie an. Die Portfolio-Arbeit beinhaltet die Bildungsprozesse des Kindes zu dokumentieren, wie es lernt, was ihm wichtig ist und wie es seinen Alltag in der Kita gestaltet. Das Portfolio gehört dem Kind und deshalb kann es auch darüber entscheiden, was darin aufbewahrt wird und wem es das Portfolio zeigen möchte. Um das Portfolio etwas zu strukturieren, bietet es sich an, es in Kategorien zu unterteilen z.B.:
- „Das bin ich“
- „Das kann ich“
- „Was ich mag“
- „Das finde ich …“
- „Meine Familie und Freunde“ etc.
Beteiligung der Eltern
Auch die Eltern lassen sich am Portfolio beteiligen, indem sie vielleicht bei einem Elternabend über das Konzept des Portfolios aufgeklärt werden und ihr Einverständnis dazu geben, aber auch indem sie eventuell zusammen mit dem Kind daran arbeiten. Zum Beispiel könnten sie gemeinsam das Lieblingsessen des Kindes malen oder Fotos der Familienmitglieder einkleben. Wichtig ist, dass die Eltern das Konzept akzeptieren und die Bedeutung für die Kinder wertschätzen. Das Portfolio kann auch als Grundlage für Elterngespräche genutzt werden, indem es dort gemeinsam angeschaut und so über die Entwicklung des Kindes in der Kita informiert und gesprochen wird.
Beteiligung der Kinder
Wie das Kind, entwickelt sich das Portfolio weiter, über die ganze Zeit des Kitabesuchs. Wichtig finde ich es, das Kind an der Entstehung des Portfolios zu beteiligen. Der Austausch und die Kommunikation mit dem Kind über das Portfolio steht im Mittelpunkt z.B. das gemeinsame Aussuchen von Fotos, das Heraussuchen was dem Kind wichtig ist, seine Interessen und Wünsche. Das unterstützt nicht nur die Sprachentwicklung, sondern auch viele kognitive Prozesse. Die Fachkraft vermittelt dem Kind, dass es wichtig ist, dass es gesehen wird und seine Meinung zählt. Das fördert zusätzlich die Resilienz, die Partizipation und das Selbstbewusstsein. Das Portfolio dokumentiert nicht nur die Lernprozesse, es bietet auch einen strukturierten Rahmen, ist nicht wertend oder unterliegt einem Leistungsdruck. In der BeDO-NRW Studie wurde kritisiert, dass Entwicklungsdokumentationen zu häufig im Fokus der Fachkräfte stehen und die Bildungsdokumentation aus dem Blick gerät. Das Portfolio ist als eine Form der Bildungsdokumentation einzuordnen und bildet so eine gute Alternative/Ergänzung zur Entwicklungsdokumentation.
Zeitaufwändig?
Ich habe mit vielen Fachkräften gesprochen, die die Portfolio-Arbeit als sehr zeitaufwändig ansehen und sie deshalb der Meinung sind, dass die Portfolio-Arbeit bei diesem Fachkräftemangel kaum zu stemmen ist. Seht ihr das auch so? Ist es nicht möglich die Portfolio-Arbeit so in die pädagogische Arbeit zu integrieren, dass sie einfach zur pädagogischen Arbeit dazugehört, wie das Frühstück oder der Besuch eines Spielplatzes?
Möglich wäre meiner Meinung nach auch erst einmal eine abgespeckte Version des Portfolios in Kombination mit einer Entwicklungsdokumentation. So wächst die Portfolio-Arbeit langsam und passt sich an den Alltag an.
Ich finde die Portfolio-Arbeit ist eine Bildungsdokumentationsform, um die Kinder wertzuschätzen, sie zu beteiligen und sie ernst zu nehmen. Sie bietet tolle Möglichkeiten mit den Kindern ins Gespräch zu kommen, Beziehungen aufzubauen und sie sehr gut kennenzulernen. Wie seht ihr das, wo liegen bei euch die Vor- oder Nachteile eines Portfolios?
Nina Held ist Erzieherin und hat die Bildungsdokumentation-Software GABIP-WEB entwickelt.

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