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Zu wenig Geld in der Kindermedizin

Zu wenig Geld in der Kindermedizin
© Racle Fotodesign – Adobe Stock

Eine Bankrotterklärung?

„Achte auf das Kleine in der Welt, das macht das Leben reicher und zufriedener.“ (Carl Hilty)

Doch genau auf das Kleine bzw. auf die Kleinen wird aktuell immer weniger geachtet. Zumindest was die Kinderheilkunde und die Zukunft vieler Kinderarztpraxen angeht.

Familien berichten, dass es in ihrem Bezirk oft unmöglich ist, einen Kinderarzttermin zu bekommen. Zeitnah schon gar nicht! Kinderärztinnen und -ärzte sind heillos überarbeitet und werden aufgrund der steigenden Arbeitslast selbst physisch und/oder psychisch krank. Immer mehr Ärztinnen und Ärzte und Medizinische Fachangestellte (MFAs) quittieren ihren Dienst in der Kinder- und Jugendheilkunde, weil sie der Sache nicht mehr Herr werden.

Kleine Kinder – kleine Sorgen? Von wegen!

Um die kleinen Patienten ausreichend versorgen zu können, arbeiten Ärztinnen und Ärzte und Medizinische Fachangestellte nicht selten 60–70 Stunden in der Woche. Eine zusätzliche ärztliche Fachkraft einzustellen, ist wirtschaftlich nicht darstellbar. Auch das Patientenaufkommen zu reduzieren, ist unter diesen Konditionen nicht möglich. 

Zu einer bedeutsam höheren Arbeitsbelastung und zu einem höheren Arbeitsaufwand pro Patient/-in kommt es nicht zuletzt auch, weil es immer wieder neue Vorschriften zu beachten gilt und/oder Standards bei Vorsorgeuntersuchungen erweitert werden. Diese Missstände führen dazu, dass für Prävention und Entwicklungsförderung die Zeit fehlt, weil die Behandlung der akuten Fälle schon die ganze Wochenarbeitszeit beansprucht.

Ein weiterer nicht unbedeutender Aspekt ist die qualitative Ausbildung von Assistenzärztinnen und -ärzten: Das notwendige Fachwissen und Know-how kann kaum mehr weitergegeben werden, weil auch dafür im „Tagesgeschäft“ die Zeit nicht mehr reicht. Jungen Arztkolleginnen und -kollegen werden durch eine Unterschrift bestimmte Fähigkeiten attestiert und fertig. Das lässt für die Qualität künftiger Behandlungen zu wünschen übrig.

Faire Entlohnung in der Kinder- und Jugendmedizin

Kinder- und Jugendarztpraxen stehen wirtschaftlich oft nicht gut da und sind „verlustbringend“. Denn viele Behandlungen und Therapien kosten den Praxen mehr als sie von den Krankenkassen dafür erhalten. Und Kinderarztpraxen werden nicht wie Kliniken über Steuergelder querfinanziert. 

Für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte bedeutet es ganz oft, dass sie unter diesen Bedingungen keine Nachfolge finden. Viele müssen auch aus wirtschaftlichen Gründen schließen. Das hat einen enormen Ärztemangel in der Kinder- und Jugendmedizin zur Folge, denn immer mehr Ärztinnen und Ärzte wechseln in andere – deutlich besser bezahlte – Disziplinen. Das gilt auch für die Medizinischen Fachangestellten (MFA). Andere Arztdisziplinen können mitunter bis zu 40 Prozent mehr Gehalt bieten.

Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde …

Ohne Unterstützung von den Verantwortlichen aus Politik und Gesellschaft wird sich nichts ändern. Daher fordert die change.org-Petition „Rettet die Kinderheilkunde, rettet unsere Kinder, rettet unsere Zukunft:

  1. Eine Behandlung in der Kinder- und Jugendmedizin muss wieder fair entlohnt werden! Nur so kann der Bereich neue Arbeitskräfte anlocken, um das Problem langfristig zu lösen, damit die gesundheitliche Versorgung unserer Kinder gewährleistet werden kann.
  2. Sofort-Prämien für jeden praktizierenden Kinderarzt, jeden beschäftigten MFA und jeden Weiteren, der in der Kinder- und Jugendmedizin beginnt, als Anreiz für eine schnelle Verbesserung in dieser akuten Notlage.
  3. Weiterbildungsangebote mit praktischem Anteil (auch für ausgebildete Fachärzte) offen anbieten und tatsächlich durchführen, um die Qualität langfristig zu steigern!

Mehr dazu auf change.org: Rettet die Kinderheilkunde, rettet unsere Kinder, rettet unsere Zukunft!

Viele Grüße
Eure Redaktion von
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