BAUSTEiNE KiNDERGARTEN

Die Autonomiephase in der Krippe

Die Autonomiephase in der Krippe, Kinder während des Essens
© Andrey Kuzmin – Adobe Stock

In unserer neuen Kolumne „In der Krippe ist was los“ berichtet Eva Danner aus ihrem Alltag als Erzieherin in der einer Krippe. Sie lässt uns an ihrer Gedankenwelt und persönlichen Alltagsbeobachtungen teilhaben. In ihrer ersten Kolumne „Die Autonomiephase in der Krippe“ geht es darum, wie man im stressigen Krippen-Alltag trotzdem das autonome Handeln der Kleinsten fördern kann.

„Das kann ich schon!“

Immer wieder ist im Laufe des Tages ein „Das kann ich schon!“ oder „Alleine machen!“ von den Kindern zu hören. Oftmals schütteln die Kleinen auch den Kopf und vermitteln mit Gestik und Mimik, dass sie keine Hilfe unserseits möchten. Egal, ob es darum geht sich selbstständig den Mund abzuwischen, den Reißverschluss zu schließen oder sich Essen zu schöpfen. Vieles wollen die Kinder selbstständig tun, ohne dass die Erwachsenen eingreifen. Und das ist gut so. Auf diese Weise erleben sie sich als selbstwirksam und unabhängig, sind stolz auf sich und das eigene Tun und das stärkt ihr Selbstvertrauen. Für uns Fachkräfte bedeutet das, den Kindern viel Zeit zu geben um eigenständig Erfahrungen zu sammeln, etwas auszuprobieren, aber auch Fehlversuche annehmen zu können. Personalmangel, viele Kinder, oft auch kranke Kinder oder mit erhöhtem Förderbedarf, erschweren solche wichtigen Dinge. Dennoch sollten wir alle bestrebt sein, den Kindern so oft wie möglich autonomes Handeln zu ermöglichen.

Essenszeit in der Krippe

Beim Frühstück oder Mittagessen bieten sich besonders viele Situationen an, in denen die Kinder selbstständig agieren können. Hängen die Lätzchen an einem niedrigen Wagen oder Regal, können die Kinder diese eigenständig abhängen. Schon die Jüngsten erkennen meist das eigene Lätzchen und sind stolz, es ohne Hilfe vom Haken zu nehmen. Davon den Kindern feste Sitzplätze während des Essens zu geben, sind wir nicht überzeugt. Jeder darf sich seinen Platz aussuchen und selbst entscheiden, neben wem er gerne sitzen oder ob er einen Fensterplatz haben möchte. Auf diese Weise verändert sich das soziale Gefüge, neue Kontakte können geknüpft und Gesprächsanlässe geschaffen werden. Auch bei der Geschirr- und Besteckauswahl dürfen die Kinder mitentscheiden. „Möchte ich eine gelbe oder grüne Tasse?“ „Esse ich mit einer Gabel oder probiere ich erst einmal den Löffel aus?“ Je nach Entwicklungsstand ermöglichen wir es den Kindern eigenständig Butter auf ihr Brot zu streichen, sich Wasser aus der Kanne in das Glas zu gießen oder sich eine Portion Essen zu schöpfen. Wir verstehen uns als Unterstützung, bieten Hilfestellung an, lassen den Kindern jedoch viel Raum für eigenständiges Agieren. Und nach dem Essen? Hier dürfen die Kinder Mund und Hände selbstständig abwischen, ihr benutztes Geschirr abräumen und ihre Lätzchen wieder am vorgesehenen Platz aufhängen. Ein gemeinsamer Tischspruch oder ein Gebet fördert die Gemeinschaft, macht Spaß und leitet als Ritual das Frühstück oder Mittagessen ein.

Tischgebet

Spielen, toben, sich erproben

Während der Freispielzeit können die Kinder sich ihre Spielpartner und Spielmaterialien selbst auswählen. Sie dürfen entscheiden, ob sie alleine oder mit anderen zusammenspielen möchten und haben jederzeit die Möglichkeit eigene Entscheidungen zu treffen. Sie können entscheiden, ob sie sich bewegen oder lieber zurückziehen möchten, treffen ihre Wahl, in welchem Raum sie spielen wollen und haben jederzeit die Möglichkeit, uns in ihr Handeln mit einzubeziehen. Wir stehen den Kindern als Spielpartner/-in jederzeit zur Verfügung wenn diese uns dazu auffordern. Den Fokus haben wir jedoch darauf gerichtet, dass die Kinder die Möglichkeit zur Exploration haben und sich mit Dingen und Materialien beschäftigen können, die selbsterklärend sind. Im Bewegungsraum oder bei Bewegungsbaustellen entscheiden die Kinder, ob sie Unterstützung unserseits benötigen. Wir ermutigen die Kinder immer zu eigenständigem Agieren und dem Vertrauen in sich selbst, sind aber jederzeit in der Nähe, um unterstützend einzugreifen und den Kindern die nötige Sicherheit geben zu können.

Krippenkinder können ganz vieles bereits alleine, verfügen über einen unglaublichen Schatz an Kompetenzen und wir dürfen sie auf ihrem Weg begleiten und gemeinsam voneinander lernen.

Kolumnistin Eva Danner

Eva Danner ist staatlich anerkannte Erzieherin und arbeite seit vielen Jahren in der Krippe. Weiterhin ist sie seit langem als Autorin tätig und hat bereits eine Vielzahl an Fachliteratur, Praxishilfen für die pädagogische Arbeit mit Kindern und diverse Kreativbücher veröffentlicht.

Autorin Eva Danner

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