BAUSTEiNE KiNDERGARTEN

Öffentlichkeitsarbeit mit Instagram & Co.

Social Media
© dragonstock – Adobe Stock

Ich scrolle mal wieder durch Instagram – mal sehen, was es Neues gibt in den Kitas, denen ich folge. Heute bleibe ich beim Beitrag des Zwötzener Spatzennest hängen. Ein Video aus dem Kita-Alltag, unterlegt mit pfiffiger Musik. Wow, klasse, denke ich. „Die Hasen, Frösche und Füchse bauen eine Dominobahn, die durch das ganze Zimmer geht. Mit viel Geduld wird Stein an Stein gestellt“, lese ich im Beitrag. Und muss schmunzeln, weil ich die knisternde Konzentration geradezu spüre. Und dann der Moment, in dem die Dominosteine fallen …

Soziale Medien als Schlüsselloch in die Kita

Ich rufe beim Kita-Leiter Felix König an. Er erzählt, dass seine Kolleginnen viel Freude an der Arbeit in den Sozialen Medien haben. „Mitten im Alltag entstehen ganz spontan kurze Clips oder Fotos. Die werden dann auch mal gepostet.“ Etwa, wenn die Kinder besonders viel Engagement bei einer Aktivität zeigten. Wenn ein Projekt, das schon länger stattfindet, in seine Schlussphase mündet. Oder einfach, wenn ein grauer Regentag mit buntem Papier-Schnipsel-Basteln zum wonnigen Ereignis wird.

Authentisch – so wirken die Einblicke, die die Geraer Kita über die Sozialen Plattformen gibt. „Es ist uns wichtig, dass die Grundstimmung unserer Einrichtung rüberkommt“, sagt Felix. „Und zu vermitteln, wer wir sind und wofür wir stehen.“ Es stimmt: Die Bilder transportieren das prima, sprechen auch emotional an. So bleibt der Kita-Alltag keine Blackbox – wie durch ein Schlüsselloch kann man Eindrücke erhaschen.

Öffentlichkeitsarbeit: zielgruppengerecht und echt

An wen wenden sich denn eigentlich die Posts? Sind es die Kita-Eltern oder die Öffentlichkeit? „Beides“, erfahre ich. „Wobei, die Kita-Familien erhalten sowieso regelmäßigen Einblick über die CARE Kita-App. Per Social Media sprechen wir schon oft die Familien an, die sich für einen Kita-Platz interessieren.“ Ich finde das ziemlich clever. Schließlich nutzt die heutige Elterngeneration diese Plattformen häufig. Und gerade durch die foto-lastige Darstellung entsteht schnell ein bleibender Eindruck, sodass aktive Einrichtungen besser im Gedächtnis bleiben. Zudem ist man mit dem Netzwerk vor Ort verbunden.

Nach dem netten Telefonat wird mir immer klarer, welchen Wert Soziale Medien für die Kita haben können. Mithilfe von Instagram, Facebook & Co. gelingt es, eindrücklich zu vermitteln, dass frühe Bildung und Erziehung viel mehr ist als ein gut betreuter Vormittag. Aus der Innenperspektive ist das längst klar – aber ist es auch der Öffentlichkeit bewusst? Ich fürchte, nicht genug.

Fachdiskurse auf X und LinkedIn

Da fällt mir ein, dass auch auf X (ehemals Twitter) einige engagierte Fachkräfte aktiv sind. Der Hashtag twitterkita (#twkita) trägt dazu bei, dass die Belange auch außerhalb des Kita-Sektors wahrgenommen werden. Gute Sache, finde ich. Kurze, knackige und prägnante Eindrücke, die auf das leider noch immer unterschätze Kita-Feld aufmerksam machen.

Und auch das Profi-Netzwerk LinkedIn kann ziemlich spannend sein. Statements und Positionen von Fachexpertinnen und -experten, Diskussionsforen zu vielfältigen Themen, Netzwerkarbeit unter Fachleuten … ein kostenfreies, persönliches Profil erlaubt verschiedene Aktivitäten vom Mitlesen, über das Kommentieren und Teilen interessanter Inhalte bis hin zur Veröffentlichung eigener Beiträge. Vielleicht begegnen wir uns dort einmal?

Ist das DSGVO-konform?

Okay, es ist also durchaus wertvoll und spannend, die eigene Fachlichkeit auf den sozialen Plattformen zu präsentieren. Aber: Ist das überhaupt erlaubt? Stichwort „Europäische Datenschutzgrundverordnung“?

Es stimmt schon: Die Plattformen des Meta-Konzerns (Facebook, Instagram) sitzen beispielsweise in den USA und sind datenschutzrechtlich sehr bedenklich. Sie genügen keineswegs den professionellen Ansprüchen einer Kita in Deutschland. Deshalb gilt es, in der Öffentlichkeitsarbeit auf diesen Kanälen sorgsam und bedacht vorzugehen – und keinesfalls sensible, kindbezogene Daten preiszugeben!

Wie das gelingt? Etwa, indem man Kita-Kinder nicht von vorne fotografiert, sondern den Fokus klug wählt. Die meisten Situationen kann man prima von oben fotografieren, z.B. die Hände beim Basteln und Bauen. Oder die Gitarre beim Singen. Das hochgeworfene Herbstlaub, die Gummistiefel-Beine in der Pfütze. Notfalls kann man auch die Gesichter der Kinder verbergen, z.B. mit einem digitalen Aufkleber oder indem man (nachträglich) Unschärfe erzeugt. Die meisten auf Kita-Smartphones und Tablets vorinstallierten Apps bieten diese Funktion.

Übrigens: Die Veröffentlichung von Fotos hat auch mit dem Recht am eigenen Bild zu tun. Deshalb ist es unabdingbar, das explizite Einverständnis der Eltern einzuholen, wenn Kinder zu sehen sind.

Also alles easy?!

Naja … es ist schon eine zusätzliche Aufgabe, einen Social-Media-Account zu pflegen. Aus meiner Erfahrung mit dem Handbuch Digitale Kita weiß ich, dass es nicht immer leicht ist, regelmäßig hochwertige Posts zu kreieren. Außerdem sind auch Reflexionsfähigkeit, Sensibilität und Schreibkompetenz gefragt. Aber wenn man sich herantraut, macht es viel Spaß, die Außendarstellung der Kita zu verantworten. Das sehen die Fachkräfte der Geraer Kita auch so.

Vielleicht bist Du ja die/der medienaffine Kollegin/Kollege in Deinem Team, die Lust auf diese kreative Tätigkeit hat? Dann bin ich gespannt, wann ich Deiner Kita auf Instagram folgen kann – ich freu mich drauf!

Kolumnistin Jasmin Block
Jasmin Block ist Sozialpädagogin, Erzieherin und die Herausgeberin des Handbuchs Digitale Kita.
Autorin Jasmin Block

Kommentar zur Kolumne

Hallo,
danke für den tollen Blogeintrag! Welche Accountart (privat, Unternehmen, Creator) würden Sie Kitas raten zu nutzen? Gerade bei Musik sollte man doch bei Instagram aufpassen, was sagen Sie hierzu?

Herzliche Grüße  C.

Antwort unserer Kolumnistin Jasmin Block:

Hallo C.,

vielen Dank für Ihre nette Rückmeldung und Ihre Frage!

Als Kita würde ich einen Business-Account nutzen – denn diese Kontenart ist dafür gedacht, die eigene Organisation zu präsentieren. In diesem „professionellen Konto“ gibt es mehr Funktionen als im privaten, z.B. zur Analyse von Followern und Posts oder zur Vorplanung von Beiträgen, aber auch zum Schalten von Anzeigen. Man tritt als Organisation auf und hinterlegt i.d.R. die Adresse der Einrichtung sowie ein Impressum.

Den Creator-Modus hat Instagram für Influencer und kreative Soloselbständige konzipiert; der Unterschied zum Business-Account liegt v.a. darin, dass die enthaltene Musikbibliothek größer ist…

Dennoch – genau richtig gedacht – sollte man im organisationalen Kontext mit der Verwendung von Musik besser zurückhaltend sein. Auch die Stücke aus der Instagram-Musikbibliothek sind i.d.R. lizensiert (Urheber & GEMA) und dürfen nicht ohne Weiteres für sog. „kommerzielle Zwecke“ genutzt werden. Würde der Kita-Account als privater geführt werden, ändert das m.E. nicht die Tatsache, dass die dahinter agierende Kita eine Organisation ist.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich würde einen Business-Account wählen und – um auf der sicheren Seite zu sein – möglichst keine (oder nur lizenzfreie Musik aus der Meta Sound Collection) verwenden.

Ich hoffe, das hat Ihnen bei der Entscheidungsfindung geholfen –

und ich wünsche Ihnen viel Freude, liebe Christina, bei der Öffentlichkeitsarbeit mit Instagram!

Herzliche Grüße,

Jasmin

Ausgaben passend zum Thema

Beiträge passend zum Thema

Flexibel Arbeiten

Entdecke das Abonnement

Leitung & Team

Mit Bausteine Kindergarten – Leitung & Team erhältst Du ein Medium, mit dem Du Deine Führungskompetenz erweitern und Deine  Mitarbeiter/-innen regelmäßig kompetent und umfassend informieren und weiterbilden kannst.

Themenverwandte Beiträge
Konflikte im Team, Netz aus Bauklötzen
Wissenswertes

Konflikte im Team

Im neuen Teil der Kolumne „Ein Herz für Kita-Coaching“ beschreibt Andrea Höddinghaus wie man als Kitaleitung Konflikte angehen kann, wenn man das Gefühl hat, als Leitung selbst Teil des Problems zu sein.

Weiterlesen »
Das offene Konzept, Kinder malen in der Kita
Wissenswertes

Das offene Konzept

In diesem Teil unserer Kolumne „Pädagogische Handlungskonzepte“ beschäftigt sich unsere Autorin Svenja Gleffe mit dem offenen Konzept.

Weiterlesen »
Aktuelle Ausgaben des Bergmoser + Höller Verlags

Hauptreihe

Leitung & Team

Zusatzreihen

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner