In Teil 8 unserer Vorschul-Kolumne von Alexandra Reichenberg geht es dieses Mal ums Zuhören und darum wie man diese Fähigkeit im Kindergarten schulen kann. Also, los geht’s mit „Ich erzähl Dir was!“.
Zuhören ist wichtig für den Lernerfolg
Warum ist Zuhören wichtig für den Lernerfolg in der Grundschule und darüber hinaus? Über verstehendes Zuhören werden Informationen aufgenommen. Soviel ist klar. Nun gibt es verschiedene Lerntypen. Manche Menschen lernen besser über das Zuhören, andere über das Lesen, wieder andere, indem sie Dinge aufschreiben, auch über Ausprobieren wird gelernt. Gerade aber zu Beginn der Grundschulzeit findet ein Großteil des Erwerbs von neuem Wissen über das Zuhören statt. Klingt ganz einfach, oder? Nur ist konzentriertes Zuhören keine Selbstverständlichkeit mehr. Aber es kann geübt werden.
Gezieltes Zuhören und Konzentrationsvermögen
Zuhören ist ein aktiver und konzentrierter Prozess. Damit ist gemeint, dass Informationen gefiltert und bewusst aufgenommen werden und keine passive Hintergrundberieselung. Hierfür ist es wichtig, in Kommunikation miteinander zu treten. Für die verbale Vermittlung von Informationen an Kinder bedeutet dies deren Aufmerksamkeit einzufordern, etwa indem Augenkontakt hergestellt wird. Konkrete, ernst gemeinte Rückfragen an die Kinder sind ebenso ein Bestandteil des Austauschs. Hierdurch lernen die Kinder durch vorbildhaftes Verhalten, zu dem auch gehört das Gegenüber aussprechen zu lassen und sich selbst zurückzunehmen. Eine ruhige und positive Umgebung trägt dazu bei, dass Kinder entspannt sind, sich wohlfühlen und besser lernen, auch das Zuhören.
Zuhören können ist gut für das Miteinander
Neben dem kognitivem Wissenserwerb fördert die Fähigkeit zuhören zu können auch das Miteinander, die Kommunikation untereinander und das Einfühlungsvermögen in das Gegenüber. Denn, wer in einen guten Austausch miteinander kommt, sein Gegenüber wertschätzend behandelt, drückt sich automatisch gewählter aus, setzt Sprache gezielter ein und erweitert ganz nebenher den Wortschatz. Das ist auch für Kinder, die Deutsch als Zweitsprache erlernen, ein wichtiger Aspekt. Zudem trägt eine respektvolle Kommunikation untereinander zu einem angenehmen Klima innerhalb der Gruppe bei, ebenfalls wieder eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiches Lernen.
Wie Zuhören geübt werden kann
Zuhören ist eine Kompetenz, die trainiert werden kann. Neben regelmäßigem Vorlesen gibt es abwechslungsreiche spielerische Möglichkeiten in der Arbeit mit den Kindern, welche die Aufmerksamkeit und das Hörvermögen fördern:
- Musik ist ein guter Weg. Klanggeschichten etwa lassen sich vielfältig einsetzen. Sie machen Spaß, fördern das Rhythmusgefühl und das bewusste Zuhören.
- Klassische Hör-Spiele, wie ein Geräusche-Memory®, gereimte Rätsel oder das beliebte „Ich packe in meinen Koffer“ fördern einmal die Konzentration und Merkfähigkeit, tragen aber auch zum gezielten Zuhören bei.
- Stilleübungen und Traumreisen erweitern den Wortschatz. Sie lassen innere Bilder zum Gehörten entstehen und sensibilisieren die Kinder, die das Gehörte im Anschluss mit eigenen Worten nacherzählen können.
- Auch Signalwort- oder Quatschgeschichten sind ein gutes Mittel. Hier ist Konzentration gefordert und Kommunikation untereinander vorprogrammiert. Im Folgenden gibt es eine kleine winterliche Signalwortgeschichte zum Ausprobieren. Wenn die Kinder in der Geschichte das Wort „Schnee“ hören klatschen sie in die Hände.
Signalwortgeschichte: Der erste Schnee
Endlich fällt der erste Schnee! Pia kann es kaum erwarten, in den Garten zu gehen um im frisch gefallenen Schnee zu spielen. Was soll sie nur als Erstes machen? Eine Schneeballschlacht mit ihrem kleinen Bruder oder ob sie lieber die verschneite Wiese mit einem Schneeengel verziert? Auch einen Schneemann möchte Pia auf jeden Fall bauen. Dazu gibt ihre Mutter ihr bestimmt eine Möhre, einen alten Hut, einen Schal und große Knöpfe, denn richtig ausgestattet werden muss der Schneemann ja auf jeden Fall, damit er der schönste Schneemann aller Zeiten wird! Während sie Pläne schmiedet, schaut Pia aus dem Fenster und sieht den tanzenden Schneeflocken zu. Wie elegant die Schneeflocken durch die Luft wirbeln! Pia kann sich kaum sattsehen und die Schneelandschaft im Garten sieht nun richtig märchenhaft aus. Da zupft jemand an Pias Ärmel und sagt ungeduldig: „Pia, kommst Du endlich mit raus in den Schnee?“ Es ist Pias kleiner Bruder Lasse, der schon komplett angezogen ist, mit Schal, Mütze, Handschuhen, Stiefeln und einem knallroten Schneeanzug. Das lässt Pia sich nicht zweimal sagen und im Nu ist auch sie warm angezogen und kann jetzt auch ihre neuen warmen Winterstiefel im Schnee ausprobieren. Kurz danach spielen Pia und Lasse im schneebedeckten Garten. Aus der Hosentasche von Lasses Schneeanzug schaut dabei ein kleines Stückchen einer Möhre heraus. Was er damit wohl vorhat?

Sicher ist, wer gut zuhört, lernt stetig dazu, hat etwas zu sagen, kann sich beteiligen und etwas bewirken!
Alexandra Reichenberg ist Erzieherin und Kunsttherapeutin. Sie arbeitet seit mehr als 25 Jahren im Kindergarten- und Grundschulbereich sowie in der Familienbildung.

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