Erziehen – das ist Frauensache! Oder doch nicht? Der Frauenanteil in Kitas übersteigt im Bundesdurschnitt den der Männer um ein Vielfaches. Trotz Fachkräftemangel sind Männer in Kitas weiter unterrepräsentiert. Woher kommt dieses Ungleichgewicht und warum bieten mehr männliche Erzieher Chancen für Kita und Kinder? In diesem Beitrag geht es neben Stereotypen, Diskriminierung und Fachkräftemangel auch um die Chancen der Diversität im Kita-Kontext.
Stereotype – Das ist doch ein Frauenjob
Oder etwa nicht? Der Bundesdurchschnitt zeigt, dass etwa 93 % weibliche Erzieherinnen sind. Demgegenüber stehen nur 7 % männliche Vertreter des Berufsfeldes. Warum sind nicht mehr Männer in Kitas, wenn Chancen in mehr Diversität liegen? Die Gründe dafür sind vielfältig. Vorangegangen das Klischee um „typische Männerjobs“ und „typische Frauenjobs“. Dabei gibt es nicht etwa eine Definition, was einen solchen typischen Job auszeichnet, vielmehr ist die über Generationen gewachsen. Getreu dem Motto „So war es schon immer, deshalb ist es auch richtig“ haben diese Vorurteile bis heute Bestand. Das spiegelt auch die jährliche Rangliste des Bundesinstituts für Berufsbildung wieder, welche die Top 5 von Männern und Frauen gewählten Berufsausbildungen auflistet. Und Überraschung: das stereotype Rollenverständnis ist auch hier präsent. Während Frauen vor allem medizinische Fachangestellte oder Kauffrauen für Büromanagement werden wollen, stehen bei den Männern die handwerklichen (und somit klischeehaft „männlicheren“) Berufsausbildungen hoch im Kurs, wie Platz 1 der Kraftfahrzeugmechatroniker bestätigt.
Diskriminierung von Männern in Kitas
Männern in Kitas begegnen heute immer noch viele Vorurteile. Wie überall in der Gesellschaft ist auch der Kita-Raum nicht frei von Urteilen, die ohne umfassendes Wissen oder Reflexion gefällt werden. Das zeigen Sätze wie „Lass das mal Julian machen. Das ist eine Aufgabe für einen starken Mann.“ Die Vorurteile fangen dabei nicht erst bei den „großen Männern“ an, den Erziehern. Wie oft noch in Stereotype gedacht wird, machen weitere Aussagen deutlich. „Jungs weinen nicht“ oder auch „Jungs, wir spielen Fußball“. Schon bei diesen vermeintlich kleinen Alltagssituationen zeigen sich Rollenklischees, die nach wie vor in den Kitas zu finden sind. Auch hier gibt es Chancen durch Diversität! Stellt sich also die Frage: Was ist in deiner Kita „normal“? Wie gehst Du und Deine Teamkolleg/-innen mit dem Thema Männer (und „Männlichkeit“) in der Kita um? Es ist lohnenswert, sich mit dem Thema im ganzen Team zu beschäftigen. Denn Vorurteile lassen sich steigern und können in Diskriminierung enden. Das zeigt sich dann unter Umständen in einem misstrauischen Verhalten unter Eltern und im Team, bei direkten Regeln und Verboten im Vertrag oder durch die schlichte Nicht-Ansprache bei Stellenausschreibungen in Bezug auf männliche Fachkräfte. Missbrauchsskandale im Kita-Kontext machen es für Männer in Kitas nicht leichter.
Entdecke die Ausgabe
BAUSTEiNE KiNDERGARTEN – Leitung & Team Ausgabe 4/2023
Im Bundesdurchschnitt arbeiten knapp 90% Frauen im Kitabereich, hingegen nicht mal 10% Männer. Warum das der Fall sein könnte und wie man mehr Männer und Diversität in die Kita holen kann, ist Inhalt dieser Ausgabe.
Chancen der Diversität, nicht nur entgegen des Fachkräftemangels
Fachkräftemangel ist nicht erst seit der Corona-Pandemie ein immer wiederkehrendes Schlagwort. Auch vor den Kitas macht dieser nicht halt. Immer mehr Kita-Gruppen können nur notfallmäßig angeboten werden oder aber die Gruppe fällt zeitweise gänzlich aus. Darunter leiden nicht nur die auf Betreuung angewiesenen Eltern, auch für die Kinder ist dies kein schöner Zustand. Was also tun, um mehr Fachpersonal in die Kitas zu holen? Ein Ansatz ist es, mehr Männer in die Kitas zu bringen. Denn Diversität im Team bietet viele Chancen. Nicht nur, dass so dringend gesuchte Nachwuchskräfte gefunden werden können. Eine Chance der Diversität liegt auch darin, der heranwachsenden Generation ein neues Gesellschaftsbild vorzuleben. Denn Kinder lernen unbewusst, sie adaptieren, was um sie herum ist. Und das prägt sie und ihr Rollen- bzw. Geschlechterbild. Ist es da nicht wichtig oder sogar angebracht, dass dieses „Vorleben“ nicht nur von weiblichen Erzieherinnen, sondern auch durch Männer in Kitas stattfinden sollte?
Nimm Dir doch einmal gemeinsam mit Deinem Team Zeit, um eine Liste mit in der Kita vorherrschenden Stereotypen zu erstellen. Denn ist man sich dieser erstmal bewusst, kann eine positive Veränderung stattfinden. Und wer weiß, vielleicht ist das nächste Teammitglied in Deiner Kita auch ein Mann.
Die Informationen des Beitrags stammen aus der Ausgabe „Der ErziehEr – Männer und Diversität in der Kita“ aus der Reihe BAUSTEiNE KiNDERGARTEN – Leitung & Team“. Dort findest Du weiteres Hintergrundwissen, verschiedene Übungen und Denkanstöße zum Thema. Die Autorin dieser Ausgabe, Andrea Höddinghaus, schreibt auch unsere Kolumen „Ein Herz für Kita-Coaching“.
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