„Wie viel Medienzeit ist denn okay für 4-jährige Kinder?“ Tja … Ich würde sagen: Kommt darauf an. Allerdings sind die wenigsten Fachkräfte mit dieser Antwort zufrieden. Zum Glück! Denn für mich ist das der Einstieg in ein vertiefendes Gespräch über neue Medien. Über deren Chancen und Risiken für junge Kinder. Und über die Bedeutung von Mediennutzungsgewohnheiten in der ersten Sozialisationsinstanz: Der Familie.
Reizthema oder Problemthema?
Wie geht es Dir, wenn im Tür- und Angelgespräch plötzlich das Thema „Neue Medien“ aufkommt? Fühlst Du Dich hier gut aufgestellt, gut informiert und kompetent? Oder ist es eher ein Problem-Thema, über das Du nicht gerne sprichst?
Viele Fachkräfte empfinden es als eher mühsam, im pädagogischen Kontext über digitale Medien zu diskutieren. Deshalb sind Ideen und Tipps für die Elternarbeit meist heiß begehrt. Doch lass uns mal etwas genauer hinsehen.
Medienbildung und -erziehung gehen Hand in Hand
Kommen Bildschirme ins Spiel, dreht sich das Gespräch entweder um die Medienbildung in der Kita oder um die Mediennutzung zu Hause. Obwohl beide Aspekte eng miteinander verknüpft sind, handelt es sich dabei um zwei unterschiedliche Blickwinkel!
Einerseits geht es darum, den Eltern nachvollziehbar zu vermitteln, warum und wie medienpädagogische Aktivitäten in der Kita umgesetzt werden. Andrerseits gilt es, die Eltern in ihrer häuslichen Medienerziehung zu unterstützen und sie für ihre Vorbildrolle zu sensibilisieren.
Das ist ganz und gar nicht einfach. Aber bedeutsam! Deshalb brauchen wir für beide Bereiche eine reflektierte Haltung und begründete Prinzipien, die uns als Orientierungs- und Handlungsgrundlage dienen.
Wo Welten aufeinanderprallen
In der Kita kommen viele verschiedene Familien zusammen. Sie unterscheiden sich etwa in ihren sozioökonomischen Bedingungen, ihrer Bildung, ihrem Lebensstil. Und in ihren Gewohnheiten. Das ist sehr, sehr wichtig! Denn diese Gewohnheiten entscheiden darüber, wie digitale Medien von den Kindern genutzt werden – heute und später.
Ist es eher eine wenig reflektierte, lustgesteuerte, maßlose Mediennutzung, die in der Familie vorherrscht? Oder achten die Eltern auf bildungsbezogene Zugänge? Ist den Eltern bewusst, welche Chancen und Risiken die modernen Medienwelten für ihre Kinder beinhalten?
Die digitale Kluft
Hier wird klar: In den Medien stecken Ungleichheitspotenziale. Man spricht von der „digitalen Kluft“. Denn die Mediennutzungskompetenzen des Einzelnen entscheiden über den Zugang zu Bildung und gesellschaftlicher Teilhabe. Das ist schon heute zu beobachten – und erst recht in Zukunft. Dabei sollte uns bewusst sein: Die Digitalisierung ist nicht weniger als ein soziokultureller Wandel, der die Art und Weise, wie wir kommunizieren, arbeiten und lernen, tiefgreifend verändert.
Hier ist die Kita als korrektive und kompensierende Bildungsinstanz gefragt. Der Auftrag: Möglichen sozialen Benachteiligungen entgegenzuwirken. Eine große Aufgabe? Ja, auf jeden Fall! Aber hey: Das ist das, was Du jeden Tag leistest. In jedem Bildungsbereich – auch dem „neuen“ der digitalen Medien.
Kreativ sein, um Eltern anzusprechen
Nicht nur der Ausgangspunkt, sondern auch das Interesse, die Offenheit und der Bedarf der Eltern an Medienbildung und -erziehung variiert stark. Deshalb gilt es, möglichst vielfältige Formate für den Dialog zwischen Kita und Familie zu nutzen. Dabei haben sich informelle und aktivierende Angebote als wertvoll erwiesen.
Weniger Vortrag, weniger Zeigefinger, mehr Austausch! Ob Pop-Up-Ausstellung, Eltern-Kind-Projektnachmittag, Familien-Café oder Workshop zum Elternabend – ich bin mir sicher, Du kannst gemeinsam mit Deinen Kolleginnen und Kollegen grandiose Ideen entwickeln!
Ach ja: Die Eingangsfrage
Klicksafe empfiehlt max. 30 Minuten am Tag für 4- bis 6-Jährige. Aber das ist nicht der einzige Maßstab! Die rezipierten Inhalte sollen entwicklungsgerecht sein, d.h. an der Erlebnis- und Erfahrungswelt des Kindes anknüpfen. Und das Kind sollte nicht „sich selbst überlassen“ sein – gerade in den neuen, digital vernetzten Medienwelten. Die aktive, kreative Anwendung neuer Medien ist immer vorzuziehen!
Welche Frage zur Medienerziehung haben Eltern Dir zuletzt gestellt?
Deine Jasmin Block

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Bildungsprozesse leben und gestalten (Teil 2) (BAUSTEiNE KiNDERGARTEN)
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